Sonntag, 9. November 2003, 16.00 Uhr ... - ChorPfalz online
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ei sich in der Musikschule kopiert. Da<br />
war das nie ein Problem.«<br />
Also nicht nur klauen, sondern auch<br />
noch mit dem Taxi kostenlos zum Tatort<br />
gefahren werden!<br />
Wo wird kostenlos kopiert?<br />
• In vielen Firmen, Behörden, Büros, in<br />
denen Sänger beschäftigt sind. Mal so<br />
eben in der Mittagspause oder nach<br />
Feierabend.<br />
• In nahezu allen Schulen, Musikschulen...<br />
• In allen Copy-Shops<br />
Wer sind die Geschädigten?<br />
• Die Arbeitgeber. Sie zahlen nicht nur<br />
die Arbeitszeit, sondern auch Papier<br />
und Toner.<br />
• Die jeweiligen Komponisten<br />
• Die jeweiligen Textdichter<br />
• Die jeweiligen Bearbeiter<br />
• Die jeweiligen Musikverlage<br />
• Die jeweiligen Lizenzverlage<br />
• Die gesamte Musikindustrie<br />
Wir haben es also im schlimmsten Fall<br />
mit sechsfachem Diebstahl - oder nennen<br />
Sie's ruhig Betrug - zu tun.<br />
Man kann sich das gar nicht drastisch<br />
genug vorstellen. Bezogen auf die Jahresleistung<br />
eines aktiven Autors oder Verlags<br />
trifft der Vergleich jedoch durchaus<br />
zu: Irgend jemand hat Ihnen über Nacht<br />
I hr Auto aus der Garage gestohlen. Leider<br />
haben Sie keine Hausratversicherung.<br />
Auch das Auto ist noch lange nicht abbezahlt.<br />
Sie haben sich dafür Geld von der<br />
Bank, von den Eltern, den Schwiegereltern<br />
und von einem Freund geliehen.<br />
Pech für Sie, denn das Geld müssen Sie<br />
zurückzahlen. Das Auto aber bleibt verschwunden.<br />
Bundespräsident Rau<br />
lobt Bildung aller Sinne<br />
Am 30. März hat Bundespräsident Johannes<br />
Rau in Halle/Saale im Rahmen der<br />
Tage der Laienmusik die ersten Zelterund<br />
Pro-musica-Plaketten des Jahres<br />
<strong>2003</strong> verliehen. In diesem Jahr werden<br />
insgesamt 158 Zelter-Plaketten an Chöre<br />
und 38 Pro-Musica-Plaketten an Instrumental-Ensembles<br />
verliehen. In seiner<br />
Ansprache betonte der Bundespräsident<br />
die Bedeutung des Laienmusizierens in<br />
Deutschland, bei dem sich rund sieben<br />
Millionen Menschen aktiv engagieren. Es<br />
sei wichtig, dass Musik nicht nur aus den<br />
Medien komme, »sondern dass wir sie<br />
selber machen«. Besondere Zustimmung<br />
fand er mit seinem Hinweis: »Die Pisa-<br />
Studie ist missverstanden, wenn wir jetzt<br />
das Pauken anfangen und das Musizieren<br />
und den Kunstunterricht und den<br />
Sport kleinschreiben und ausfallen las-<br />
Wer hat was investiert in die Noten?<br />
1. Der Textdichter<br />
Ein guter Text: eine Stunde, ein Tag?<br />
Manchmal beides. Die Idee und der Refrain<br />
kommen oft ganz spontan, aber<br />
dann muss gefeilt werden. Ist der Text erst<br />
fertig, heißt es, einen Komponisten bzw.<br />
einen Verlag zu finden. Investition: viele<br />
Stunden und Telefonate, also Zeit und<br />
Geld.<br />
2. Der Komponist<br />
Von seinem Gespür hängt es ab, ob ein<br />
Text musikalisch lebendig wird oder Wort<br />
bleibt. Seine Investition: ein langjähriges<br />
Musikstudium, viele Stunden Arbeit, viel<br />
Papier, viele verworfene Ideen und dann<br />
endlich der Einfall. Und während jeder Arbeiter,<br />
jeder Angestellte für ein, zwei oder<br />
mehr Tage Arbeit Lohn erhält, egal, ob er<br />
nun besonders fleißig oder besonders<br />
faul war - bis der Komponist und sein<br />
Textdichter Geld sehen, wird es lange<br />
dauern. Sehr lange!<br />
3. Der Bearbeiter<br />
Er handelt meist im Auftrag eines Verlags,<br />
eines Chors, eines Orchesters, einer<br />
Rundfunkstation etc. Er schreibt keine<br />
Originalmusik, sondern bearbeitet bereits<br />
bestehende Kompositionen für eine ganz<br />
bestimmte Besetzung und einen ganz bestimmten<br />
Zweck. Kein Evergreen, kein erfolgreicher<br />
Schlager, von dem es nicht<br />
mehrere Fassungen gibt. Die Bearbeitungen<br />
der Beatles-Songs u.a. gehen in die<br />
tausende. Handelt es sich um eine Bearbeitung<br />
für Tonträger, für Rundfunk oder<br />
Fernsehen, hat der Arrangeur Glück.<br />
Dann erhält er Geld von der GEMA. Andernfalls<br />
ist er auf das »Papiergeld« (den<br />
Verkauf der Noten) angewiesen oder er<br />
sen... Man muss Naturwissenschaften<br />
pflegen und Geisteswissenschaften fördern.<br />
Aber wer glaubt, das gehe, wenn<br />
76 PFÄLZER SÄNGER 3/<strong>2003</strong><br />
erhält vom Verlag eine pauschale Abgeltung.<br />
4. Der Musikverlag<br />
Er investiert und trägt das unternehmerische<br />
Risiko. Entwickelt sich ein Song zum<br />
Hit, hat er Glück gehabt. Wird es ein Flop,<br />
ist oft viel Geld verloren. Bleiben wir beim<br />
Chorsektor. Ein Verlag bezahlt die Kosten<br />
für das Lektorat, für den Notensatz, für<br />
den Druck, für die Werbung, für den Vertrieb,<br />
die Tantiemen für die Autoren bzw.<br />
die Lizenzverlage, falls es sich um kein eigenes<br />
Verlagscopyright handelt und - er<br />
muss auch seine eigenen Angestellten<br />
bezahlen. Bis beispielsweise ein größeres<br />
Chorheft auf dem Markt ist, hat der Verlag<br />
selbst bei sparsamster Vorgehensweise<br />
nicht selten einen fünfstelligen Eurobetrag<br />
investiert. Jeder investierte Euro verursacht<br />
tagtäglich Negativzinsen, und das<br />
so lange, bis die Einnahmen die Ausgaben<br />
decken. Wenn auf jedes verkaufte<br />
Heft 20 oder 30 schwarze Kopien kommen,<br />
wird dieses nicht möglich sein. Und<br />
noch etwas leidet: die Qualität.<br />
Es geht wie bei der CD-Piraterie oder<br />
beim kostenlosen Kopieren von Computerprogrammen<br />
vor allem um das Unrechtsbewusstsein.<br />
Geistiges Eigentum<br />
scheint bei vielen Chören und Orchestern<br />
im Laienmusikbereich vogelfrei zu sein.<br />
Dass mit jeder Kopie nahezu alle Glieder<br />
der Kette »Musikindustrie« geschädigt<br />
werden, ist kaum jemandem bewusst.<br />
Deswegen gilt es, dieses Bewusstsein zu<br />
schaffen, damit es irgendwann einmal jedem<br />
Sänger peinlich ist, aus kopierten<br />
Noten zu singen. Interessanterweise sind<br />
nicht diejenigen Chöre besonders erfolgreich,<br />
die sich den ordentlichen Erwerb<br />
von Noten sparen, sondern genau die anderen.<br />
( aus: Schwäbische Sängerzeitung 1/<strong>2003</strong>)<br />
man bei Musik und Kunst und Sport kürzt,<br />
der hat nicht verstanden, was das Ziel<br />
von Bildung ist.« (ADC)