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Das Prinzip Bosheit

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ihn zwischen seinen Fingern und nimmt sich dazu sehr<br />

viel Zeit. Er kultiviert alle Arten obszöner Berührung des<br />

anderen. Schamlos erkundet er den Körper des anderen,<br />

nimmt seine Oberarme und prüft schmunzelnd dessen<br />

Muskeln oder greift ihm behutsam zwischen die Beine.<br />

Er zieht die Linien des krampfh aft en Lächelns auf dem<br />

Gesicht seines Opfers nach und fragt lächelnd, ob es seinem<br />

Gesicht nicht eine Pause gönnen möchte; er zieht<br />

dem Verängstigten die Augenlider zu, mit dem boshaft en<br />

Kommentar, er wolle ihm helfen die Augen vor den Unannehmlichkeiten<br />

zu schließen.<br />

Er liebt es, die Ereignisse, mit denen er droht, als die<br />

Summe ihrer Ankündigungen zu vervielfältigen. Er<br />

träumt davon, daß sich sein Opfer bereits zigmal unter<br />

seinem imaginären Schlag krümmt, bevor es irgendwann<br />

dann doch von ihm getroff en wird.<br />

Ein brutaler, skrupelloser Schläger berauscht sich vielleicht<br />

an der Eindeutigkeit seines Sieges und prahlt mit<br />

der Souveränität eines Gewinners. Der Schikaneur fürchtet<br />

die »Melancholie der Erfüllung«, das Gefühl, seine Potenz<br />

zu verlieren, wenn er schnell und ohne Umwege sein<br />

Ziel erreicht. Der einfache Gewaltgebrauch kulminiert in<br />

einem »Ende mit Schrecken« – für den Unterlegenen und<br />

den Überlegenen. Die einmal erworbene Macht ist tot, in<br />

ihrem kalten Produkt ist der Genuß ihres Erringens verschwunden.<br />

Der Schikaneur hingegen wird von dem »unmöglichen<br />

Verlangen« getrieben, den Rausch des Kampfes,<br />

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