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Das Prinzip Bosheit

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gen sich. Schikanös wäre der Folterer, der sein Opfer den<br />

Beginn der nächsten Folterrunde selbst einleiten läßt. Die<br />

schikanöse Gewaltanwendung will nicht nur – mittels verzögerter,<br />

dosierter Gewalt – das Opfer in den Griff bekommen,<br />

sondern vielmehr Gewalt über die Fähigkeit des<br />

Opfers, »dennoch« Gewalt auszuüben, gewinnen; sie will<br />

die Gewalt des Opfers gegen es selbst wenden. »Refl exiver<br />

Gewaltgebrauch« bedeutet also in der schikanösen Gewalt<br />

die eigene und die Gewalt des Opfers »im Griff zu haben«,<br />

aber nicht nur restriktiv unterdrückend, sondern produktiv<br />

herausfordernd. Die folgenden Szenen illustrieren das<br />

eigentümlich widersprüchliche Verhältnis der Schikane<br />

zur Gewalt:<br />

Der kleine und der große Bruder<br />

Es war eine alte Feindschaft . Sie dauerte ihr Leben lang.<br />

Nur zwei Jahre waren die Brüder auseinander, aber die<br />

Spanne genügte, um dem Größeren die Überlegenheit<br />

über den Kleineren zu sichern. Er neidete ihm die Liebe<br />

der Mutter, die er, wie es ihm schien, nicht nur teilen<br />

mußte, sondern an den kleineren ganz verlor.<br />

Wie so oft , wenn sie allein waren, hatte er ihn verprügelt,<br />

sich dabei Zeit gelassen und die Wut und die Scham<br />

des Kleineren, wenn er verheult in einer Ecke lag, ausgekostet.<br />

Neuerdings hatte sich der Kleine angewöhnt, ihn<br />

trotzig anzuschreien: »Ja, ja, ist ja schon gut,» ich weiß es,<br />

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