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Das Prinzip Bosheit

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nur auf der Ebene ihrer Anwendung, sondern – grundsätzlicher<br />

– bereits auf der Ebene der Konstruktion.<br />

Wir wollen das schikanös modifi zierte Gesetz das »perfekte<br />

Gesetz« nennen. Wie sähe das perfekte Gesetz aus?<br />

Wesentlich wäre nicht seine praktische – durch Gewalt<br />

und Macht abgesicherte, sondern seine uneinschränkbare<br />

Geltung. Die konventionelle Vorstellung des perfekten<br />

Gesetzes stellt es sich als unüberschreitbar vor. Wir<br />

wollen deshalb zunächst eine alternative Vorstellung der<br />

Perfektion von Gesetzen entwickeln, um beide dann mit<br />

einander zu konfrontieren. Diese andere Perfektion liefe<br />

nicht auf eine Eliminierung der Überschreitung, sondern<br />

auf ihre Vereinnahmung hinaus. <strong>Das</strong> Gesetz müßte – totalisierend<br />

– seine Überschreitung zugleich möglich und<br />

unmöglich machen.<br />

Jedes soziale Gesetz – als gesetztes – beinhaltet per Defi -<br />

ni tion die Möglichkeit seiner Überschreitung: Anders als<br />

jedes Naturgesetz ist es nicht vorgefunden, sondern konstruiert,<br />

wie sehr es auch im Schein der Naturwüchsigkeit<br />

entstanden sein mag. Wie gut es auch konstruiert ist, es<br />

ist immer mit dem Makel der Relativität und Historizität<br />

behaft et.<br />

<strong>Das</strong> soziale Gesetz ist keineswegs nur strukturell unvoll<br />

kommen – wie wir in der Diskussion der Subversion<br />

gezeigt haben –, sondern auch dynamisch: <strong>Das</strong> Gesetz<br />

selbst ist wider Willen Hinweis, wenn nicht gar Motiv<br />

zu seiner Überschreitung. Wir kennen den Satz »Was<br />

verboten ist, macht uns gerade scharf«. Der Satz vom<br />

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