29.01.2013 Aufrufe

Das Prinzip Bosheit

Das Prinzip Bosheit

Das Prinzip Bosheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Zerstörung der Grazie<br />

Im Jugendzentrum bewegen sich zwei Mädchen alleine<br />

auf einer großen, ziemlich verlassenen Tanzfl äche, für 14<br />

bis 16jährige nicht unbedingt das Selbstverständlichste.<br />

Nicht daß die Blicke der zahlreich umherstehenden<br />

Jugendlichen unbedingt tödlich wären – aber die Qualität<br />

von Fallstricken haben sie schon. Und deren Blicke sind,<br />

nach einem ungeschriebenen Gesetz der Faszination,<br />

auch dann auf die Tanzfl äche gerichtet, wenn dort nichts<br />

oder nur sehr wenig passiert.<br />

Man merkt den Bewegungen der isoliert tanzenden<br />

Mädchen die Anstrengung der gewollten Lockerheit an.<br />

Ob die beiden wollen oder nicht, ob sie ihrem persönlichen<br />

Gefühl nach gut sind oder nicht, ihr Tanz gleicht<br />

einem unfreiwilligen Auft ritt. Die beiden Mädchen gehören<br />

sicherlich nicht zu den unsichersten Tänzern, aber<br />

auch nicht zu den souveränen, dafür ist zu viel Entschlossenheit<br />

und Trotz und zu wenig Spielerisches und Selbstverständliches<br />

in ihrem Ausdruck.<br />

Einer der am Rand stehenden Jungen geht langsam auf<br />

die Tanzfl äche und zieht einen Holzstuhl hinter sich her.<br />

Er stellt ihn wenige Meter vor die Tanzenden, mitten auf<br />

die Tanzfl äche und setzt sich darauf, mit der Lehne nach<br />

vorne, auf die er demonstrativ den Kopf stützt. Grinsend,<br />

feixend und kommentierend verfolgt er den »Auft ritt«<br />

der Mädchen. Von der anderen Seite zieht der nächste aus<br />

der Clique seinen Stuhl hinter sich her auf die Tanzfl äche,<br />

215

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!