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Das Prinzip Bosheit

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Befehl und Norm<br />

Der Despot erteilt willkürlich(e) Befehle: Seine Macht<br />

beugt sich nicht dem Druck, wiedererkennbar oder vorhersehbar<br />

zu sein. Folgt man morgen noch dem Befehl,<br />

der heute gegeben war, ist man im despotischen Kontext<br />

bereits »ungehorsam«. Als reine, ungebundene und unbindbare<br />

Macht erscheint ihm allein schon die Vorstellung<br />

einer gesetzmäßigen Selbst-Verfassung, also einer Selbst-<br />

Bindung als Eingeständnis einer Ohnmacht.<br />

Und doch benutzt der Despot die elementare, archaische<br />

Form des Gesetzes zur Durchsetzung seiner Willkürherrschaft<br />

: Seine Befehle kennen nur Gebote und Verbote,<br />

aber keinerlei Rechte, also etwas, was man tun kann,<br />

aber nicht muß. Die Befolgung eines Befehls ist nicht nur<br />

vorgeschrieben, sondern erscheint auch als notwendig.<br />

Darin wird ein Gesetzesideal sichtbar, das die änderbaren<br />

und verletzbaren gesellschaft lichen Gesetze an der ehernen<br />

Starre der unveränderlichen, dem geschichtlichen<br />

Prozeß enthobenen Natur-Gesetze mißt.<br />

Und doch gibt es nichts Singuläreres als den Befehl, der<br />

immer hier und jetzt gilt: Er ist die paradoxe Norm für<br />

den Einmalgebrauch, eine Regel ohne zeitliche oder sachliche<br />

Generalisierbarkeit, die mit der Ausführung des Befehls<br />

verschwindet.<br />

Der Befehl ist im Unterschied zur Norm asymmetrisch;<br />

er bindet nur den Beherrschten, niemals aber den Herrscher.<br />

Der Befehl läßt die Absichten des despotischen<br />

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