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Das Prinzip Bosheit

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Th eater der Grausamkeit<br />

Die schwarze Schikane, als paradoxer, gebremster Haß,<br />

der sich in seine Hemmung hineinspreizt, veranstaltet<br />

ein Th eater der Gewalt. Die weiße Schikane geht des Weg<br />

der Imagination, die schwarze den Weg des Th eaters.<br />

Schwarze Entwirklichung zerstört die Gewißheiten innerhalb<br />

der sinnlichen Wahrnehmung.<br />

Die schwarze Schikane praktiziert eine unendliche Ironie<br />

der Gewalt. Erinnern wir uns an »Die andere Th ronbesteigung«<br />

aus dem ersten Kapitel, an den Jun gen, der sich<br />

exponiert, indem er auf die Bank steigt; die Lehrerin läßt<br />

ihn seine Dummheit ausstellen. In die durch s chnittliche<br />

Ikonographie des triumphierenden Selbst bewußtseins<br />

wird ein Debakel desselben hineinkopiert. Während die<br />

weiße Schikane eine eher implosive Ohn macht erzeugt,<br />

einen Exzeß permanent scheiternder Selbstvergewisserung<br />

auslöst, bemüht sich der schwarze Schikaneur um<br />

die Initiierung einer explosiven Ohnmacht bei seinem<br />

Opfer, den quälerischen Exzeß der Hyper-Transparenz<br />

seines Tuns. Wenn Zynismus »aufgeklärtes, falsches Bewußtsein«<br />

ist, wie Peter Sloterdijk (18) meint, dann ist die<br />

Schikane die Praxis, das Opfer am Zynismus seines Täters<br />

teilhaben zu lassen.<br />

Die Entwirklichung der schwarzen Schikane funktioniert<br />

paradox: Sie realisiert sich ausgerechnet, indem sie<br />

uns eine Überdosis »Wirklichkeit« verabreicht. Es gibt kein<br />

weißes Drama der Halluzination, nur ein schwarzes Th ea-<br />

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