29.01.2013 Aufrufe

Das Prinzip Bosheit

Das Prinzip Bosheit

Das Prinzip Bosheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Künstliche Obsoleszenz<br />

Schwarze Strategien entstehen, wenn ein System nicht<br />

mehr von selbst wächst, wenn es stagniert oder gar in seinen<br />

»Leistungen« rückläufi g ist. Wenn eine hömöostatische<br />

Strategie bei Absatzschwierigkeiten die Produktion<br />

drosselt, dann versucht eine schwarze Strategie die<br />

Nachfrage zu steigern, um den Absatz auch dann, wenn<br />

die Bedarfsschwelle überschritten ist, anzukurbeln.<br />

Wolfgang Fritz Haug hat eine solche schwarze Strategie<br />

im Werbesektor unter dem Titel der Warenästhetik analysiert:<br />

Schwarze Strategien produzieren Bedürfnisse. (18)<br />

Die strukturelle Verkürzung der Lebenszeit einzelner<br />

Waren ist ein ausgezeichnetes Beispiel für einen gesellschaft<br />

lichen Sektor, der in einem hohen Maße nach der<br />

Logik der schwarzen Rationalität funktioniert: Eine Ware<br />

ist im kapitalistischen Kontext um so besser, je eher sie<br />

sich abnutzt.<br />

Für das rechtzeitige Veralten der Waren sorgt der Kapitalismus<br />

gleichzeitig auf drei Ebenen: Zunächst materiell<br />

mit der Strategie künstlicher Obsoleszenz, ideologisch<br />

mit der Werbung und ihrer generalisierten Botschaft »Altes<br />

raus, Neues rein!«; auf dem Schnittpunkt zwischen<br />

beiden Strategien in materiell-ideologischer Doppelfunktion<br />

noch die »Warenästhetik«: Durch die Modellierung<br />

der Waren-Körper wird ihnen ein Outfi t verliehen, das<br />

vor allem den imaginären Phantasiewert einer Ware gegen<br />

ihren wirklichen Gebrauchswert ausspielt.<br />

328

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!