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Das Prinzip Bosheit

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gar eine verwünschte; also nicht eigentlich eine »intendierte«,<br />

sondern eine gefl ohene. Die intentionale Zuwendung<br />

ist Abwendung; der intentionale Hinweis Abweisung;<br />

also »negativ intentional«.« (3)<br />

Scham und Schuld<br />

Die Scham ist der Schikane deshalb »sympathisch«, weil<br />

sie eine Empfi ndung der Ohnmacht ist. Wer sich schämt,<br />

»gesteht« durch seinen Körper: Er wird rot, guckt weg<br />

usw. Während uns die Schuld – geradezu »gnädig« – zwischen<br />

(Selbst)anklage und (Selbst)verurteilung beläßt,<br />

vernichtet die selbstbezichtigende Scham diesen rettenden<br />

und schützenden Unterschied. Scham ist eine peinliche<br />

Fusionierung von Verfehlung und Bestrafung. Scham<br />

kennt keinen Freispruch.<br />

Auch die quälendste Schuld muß sich nicht am Subjekt<br />

äußern; das Quälende der Scham ist es aber gerade,<br />

unübersehbar zu sein. Die Scham ist eine »Vorverurteilung«,<br />

bevor der Prozeß überhaupt begonnen hat, noch<br />

dazu eine, die wir an uns selbst vornehmen. Jede Schuld<br />

ist diskussionsfähig, was nicht bedeutet, daß sie wirklich<br />

aufh ebbar wäre, aber sie ist im Zuge der Einschränkung,<br />

Präzisierung und Akzentuierung dazu grundsätzlich fähig.<br />

In der Schuld hat das Subjekt die Chance, gegen sich<br />

selbst anzutreten, den inneren Monolog des »einerseits<br />

… andererseits« zu führen. Die Scham ist immer schon<br />

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