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Das Prinzip Bosheit

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sto fürsorglicher wird er, fragt nach den Gründen ihrer<br />

Nervosität, riskiert sogar eine höfl iche Zurechtweisung,<br />

als sie ihm erklärt, daß er alleine ihr ganzes Problem sei.<br />

Dies sei ja wohl nicht besonders nett, erwidert er, wo<br />

er doch nicht mehr von ihr zu wissen wünsche als ihr<br />

Befi nden …<br />

Der Schikaneur spielt sich als Retter der Not auf die er selbst<br />

schuf. Er stellt uns ein Bein, fängt uns auf und bezichtigt<br />

uns dann auch noch der Tolpatschigkeit. So wie der arbeitslos<br />

gewordene Feuerwehrmann, der in seiner traurigen<br />

Wut über die erzwungene Untätigkeit dem grotesken<br />

Zwang verfällt, selbst die Brände zu legen, die ihm Arbeit<br />

verschaff en könnten.<br />

Der Schikaneur sorgt sich fast mehr darum, ob es ihm<br />

nicht an Gelegenheiten zur Sorge mangelt, als um Gelegenheiten<br />

ihrer Behebung. Wie der Horrorfi lm unsere<br />

»arbeitslose Angst« (Odo Marquard) beschäft igt, so pfl egt<br />

die Schikane das diabolische Mitleid, dessen einzige Sorge<br />

es ist, keine Referenzen mehr zu haben.<br />

Weniger die unmittelbare Schadenfreude als vielmehr<br />

das Kunststück, dieselbe als penetrantes Mitleid und Mitgefühl<br />

zu kostümieren, kennzeichnet die Schikane. Anders<br />

als der Gewalt, gelingt es ihr auf subtile Weise, das<br />

Opfer zum »Mitmachen« zu bewegen.<br />

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