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Das Prinzip Bosheit

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dern die Entwertung der wenigen Objekte, die man besitzen<br />

kann oder besitzt. Schikanös ist nicht die Ideologie<br />

der Selbstbescheidung als Opium für die Armen, sondern<br />

die Unmöglichkeit, selbst bescheiden zu sein.<br />

Die tägliche Fata Morgana des unendlichen Warenmeeres,<br />

spätestens im abendlichen Werbefernsehen, erzeugt<br />

eine objektive Melancholie: die Erfahrung, etwas verloren<br />

zu haben, was man nie besaß. Angesichts der potentiellen<br />

Unendlichkeit der Genüsse erscheint jeder tatsächliche<br />

Genuß als kümmerlich. Der Kapitalismus realisiert den<br />

Traum vom Schlaraff enland als Museum, in dem man alles<br />

sehen, aber nichts berühren darf. <strong>Das</strong> <strong>Prinzip</strong> des kapitalistischen<br />

Verkaufs, durch Präsentation (im Schaufenster<br />

oder Katalog) jede Ware in greifb are Nähe zu rücken,<br />

die Aufh ebung des Unterschieds von Lager und Verkaufsraum,<br />

verlagert die Anerkennung der Besitzgrenzen ganz<br />

in die Selbstdisziplin des einzelnen Käufers. <strong>Das</strong> ausgebreitete<br />

Warenmeer provoziert Übergriff e.<br />

Totalitätsgier und Destruktivität<br />

Mit der Einwegfl asche ist nicht nur mehr Geld zu verdienen<br />

als mit der Pfandfl asche, sie entspricht auch der<br />

Bequemlichkeit der meisten Konsumenten. Darüberhinaus<br />

befriedigt der »einmalige« Gebrauch allerdings<br />

auch auf sublime Weise das latente Bedürfnis, es der Totalität<br />

jedes Besitzes »zu zeigen«. Die kapitalistische Ware,<br />

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