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Das Prinzip Bosheit

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dem er ihre Phantasien ausdrücklich bestätigt, macht er<br />

sie zu seinem Werk.<br />

Diese Schikane hat – schon durch ihre intrigante Eröff<br />

nung – eine deutliche Affi nität zur weißen Modalisierung.<br />

Anders als in einer schwarzen Eröff nung, in der<br />

sich Jack die Mühe gemacht hätte, auf Sarahs Verliebtheit<br />

direkt einzugehen, und ihre Illusionen handgreifl ich<br />

zu bestätigen, um sie dann zu zerstören, folgt er nur ihrer<br />

seltsamen Liebes-Grammatik, die jede Abweisung als<br />

Unentschlossenheit relativiert. Es ist nicht nötig, Sarah<br />

zu verführen: Wie immer in der mehr weiß inszenierten<br />

Schikane, kann sich der Schikaneur auf ein Opfer beziehen,<br />

das sich in höchstem Maße bereits selbst zu einem<br />

gemacht hat. Und doch färbt sich die Schlußsequenz wieder<br />

schwarz: Um das Ergebnis der Schikane selbst miterleben<br />

zu können, stellt Jack einen Situationszusammenhang<br />

her, der nur durch Gewalt stabilisierbar ist. Ein weißes<br />

Ende wäre es gewesen, ihr das Tagebuch zu schicken<br />

und auf ihre Unfähigkeit zu bauen, sich der Lektüre zu<br />

verweigern.<br />

Betrachten wir ein weiteres Beispiel der Schikane als<br />

Praxis des obszönen Geständnisses.<br />

Die falsche Beichte<br />

S. saß schweigend auf seinem Holzstuhl in dem kleinen,<br />

abgedunkelten Raum. Er erinnerte ihn ein wenig an die<br />

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