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Das Prinzip Bosheit

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Gelänge dem Schikaneur diese Inszenierung, akzentuierte<br />

er die souveräne Gewaltaussparung: Es wäre dann<br />

tatsächlich das Opfer, das sich schlägt. Die feine Kausalität<br />

des Willens träte an die Stelle der groben Kausalität<br />

des Fleisches. <strong>Das</strong> Opfer würde nicht mehr in Bewegung<br />

gesetzt, sondern setzte sich in Bewegung. Damit hätte der<br />

große Bruder die Freiheit des kleinen fundamentaler ergriff<br />

en: ihn nicht als Objekt, sondern als Subjekt erobert.<br />

Restaurants, die ihre Preise von der Großzügigkeit, Eitelkeit<br />

und Scham der Gäste bestimmen lassen, machen<br />

regelmäßig ein besseres Geschäft : In der verzweifelten Bemühung,<br />

den Großen zufriedenzustellen und sich gleichzeitig<br />

dabei zu schonen, schwankt der Kleine immer zwischen<br />

zu mildem und zu heft igem Schlag.<br />

Hinter dem paradoxen Wunsch, die Gewalt zugleich<br />

als Prozeß und Produkt, als Ehrgeiz und Erfolg, als antizipierte<br />

aber auch als retrospektive Überlegenheit zu genießen,<br />

steht das Phantasma einer perfekten und gleichzeitig<br />

nicht-perfekten Gewalt, göttlich und menschlich zu sein.<br />

Der Versuch mißlingt: Was den Schikaneur nicht weiter<br />

enttäuscht, da er ohnehin fortlaufend »wer verliert,<br />

gewinnt« spielt. Nur der Schikaneur, der die passive, gewaltasketische<br />

(weiße) Selbstverwirklichung bevorzugt,<br />

empfände dieses »Scheitern« als empfi ndliche Demütigung.<br />

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