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Das Prinzip Bosheit

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<strong>Das</strong> unvollständige Gebot<br />

Jedes Verbot ist notwendig unvollständig, weil es seine<br />

Auslegung und Anwendung nicht perfekt mitregeln kann.<br />

Deshalb ist jedes Gesetz im <strong>Prinzip</strong> überschreitbar und<br />

dehnbar (»Gummi-Paragraph«). Alle Handlungen, die<br />

auf der Form-Ebene regelkonforme und auf der Inhalts-<br />

Ebene zugleich regelabweichende Eigenschaft en aufweisen,<br />

sind »konforme Überschreitungen«.<br />

Ein Beispiel: Eine Mutter sagt zu ihrem Sohn: »Ich will<br />

nicht, daß du mit Gerd zum See spielen gehst«. Der Junge<br />

geht trotzdem mit seinem Freund Gerd zum Weiher.<br />

Zurück und von der Mutter zur Rede gestellt, meint er:<br />

»Aber wir waren doch gar nicht spielen, sondern nur spazieren!«<br />

Jede Subversion nutzt die Strategie der konformen Überschreitung<br />

und die Tücken der unvermeidlichen normativen<br />

Abstraktion. <strong>Das</strong> Basis-Axiom der Subversion lautet:<br />

Jede Regel kann gegen sich verwendet werden. Gerade weil<br />

jede Norm, ob nun als allgemeines Gesetz oder spezifi -<br />

schere Verwaltungsvorschrift , notwendig unvoll ständig<br />

ist, um fl exibel auf die unterschiedlichen Anfor derungen<br />

der Praxis reagieren zu können, kann es Ge rech tigkeit im<br />

Einzelfall niemals durch, sondern höchstens mit dem Gesetz<br />

geben. Die Subversion entwickelt eine Kasuistik des<br />

verdeckten Aufstandes. Die objektive Ironie: Ausgerechnet<br />

der Versuch, den dogmatischen, prä judi zierenden<br />

Charakter der Gesetze in der Art der Gesetzgebung kom-<br />

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