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Das Prinzip Bosheit

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kein abgerissenes Ohr. Dort thront er und tut so, als wäre<br />

nichts gewesen – all die Jahre.<br />

Man sagt, die Erinnerungen könne einem niemand<br />

nehmen; so als seien sie unangreifb ar das Letzte – und<br />

ungreifb ar, ultima ratio für jede Verzweifl ung. In ihnen<br />

könnten wir noch eine Art Rest-Leben führen, in ihnen<br />

könnten wir uns erschöpft verlieren, wenn um uns herum<br />

schon alles zerronnen ist. Die persönlichen Andenken<br />

sind die Ruinen unserer Biographie; in ihnen fi nden<br />

wir die Anknüpfungspunkte für unsere fl üchtigen Erinnerungen.<br />

Den Teddy gegen unseren Wunsch wiederherzustellen<br />

ist ein Anschlag auf unsere Erinnerung.<br />

Als Hintergrund für diese subtile Rache-Reparatur<br />

unter stellen wir die Trennungserfahrung einer bitter enttäuschten<br />

Frau, die sich nicht nur um die (in zahllosen<br />

Projektionen bereits vorab gelebte) gemeinsame Zukunft<br />

betrogen fühlt, sondern auch die gemeinsame Vergangenheit<br />

als eine nachträgliche Irrealisierung erfährt. Eine<br />

apokalyptische Trennung, in der ihr der ehemalige Lebenspartner<br />

nicht bloß die Liebe, sondern auch noch die<br />

hilfreiche Rest-Gemeinsamkeit, die Verständnisbereitschaft<br />

für die Trauerarbeit entzog. Er fl oh nicht nur einfach<br />

aus dem gemeinsamen Leben, sondern machte »reinen<br />

Tisch«: Selbst die schönsten gemeinsamen Stunden<br />

entlarvte er als mühsame Heuchelei; Stück für Stück zog<br />

er auch noch die melancholischen Remineszenzen in die<br />

Raserei seiner Vernichtungslust.<br />

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