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Das Prinzip Bosheit

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Kapitel Sieben<br />

Phänomenologie der Schikane II<br />

<strong>Das</strong> kleine Unglück<br />

Gerade noch geschafft , dachte er, als er, um die Ecke biegend,<br />

den Bus noch an der Haltestelle stehen sah. Er blickte<br />

kurz zu dem Busschaff ner. Ja, er hatte ihn gesehen und<br />

winkte. Als er nur noch einige Meter von dem Bus entfernt<br />

war, schloß der Fahrer die Türen und fuhr davon.<br />

Als der Bus an ihm vorbei kam, grinste der Fahrer aus<br />

dem Fenster.<br />

Wenn er von hinten an den Bus herangerannt wäre und<br />

der Fahrer ihn nicht hätte sehen können, wäre er nur enttäuscht,<br />

vielleicht sogar verärgert über die zu frühe Abfahrt<br />

gewesen. Aber er kam von vorne, der Busfahrer hatte<br />

ihn gesehen und war trotzdem losgefahren – mit Absicht,<br />

off ensichtlich für beide.<br />

Der Schikaneur liebt die Transparenz seines Tuns. Seine<br />

Verbrechen sind so perfekt, daß er seine Opfer ruhigen<br />

Gewissens in deren Verlauf einweihen kann: Der<br />

Schikanierte ist Opfer als Vertrauter. <strong>Das</strong> Verbrechen fi ndet<br />

mitten in seiner Aufk lärung statt. Die Schikane erzeugt<br />

das Gefühl, daß Wissen Ohnmacht ist. Der Fußgänger<br />

wußte, daß der Busfahrer erst in dem Moment losfuhr,<br />

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