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Das Prinzip Bosheit

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Erving Goff man umreißt das Erpresserdilemma: »Man<br />

beachte, daß die Erpressung eine ganz bestimmte, soziale,<br />

fast moralische Qualität besitzt: Für das Opfer gibt es gute<br />

Gründe, daß es nicht bekannt werden lassen möchte, was<br />

der Erpresser angeblich weiß, während dieser im Weigerungsfalle<br />

nichts zu gewinnen hat, wenn er seine Drohung<br />

wahrmacht. Ein nicht willfähriges und dann bloßgestelltes<br />

Opfer trägt lediglich dazu bei, daß die Erpressungen<br />

im allgemeinen an Wirksamkeit einbüßen, und<br />

der einzelne Erpresser trägt diesem Gesichtspunkt wohl<br />

nicht immer genügend Rechnung. Die Ältesten machen<br />

ihre Drohung aus reiner <strong>Bosheit</strong> wahr, doch solche Gefühle<br />

haben in einem gut organisierten Gewerbe keinen<br />

Platz – wohl aber der Eindruck, man sei boshaft . Kurz,<br />

damit Erpressungen Erfolg haben, muß der Erpresser den<br />

Eindruck erwecken, er werde reden, wenn man ihm nicht<br />

willfährig ist, doch nachdem sich sein Opfer geweigert<br />

hat, gibt es nur noch wenig Grund dazu. Damit also Erpressungen<br />

gut funktionieren, müssen die Erpresser den<br />

glaubhaft en Eindruck erwecken, als seien sie ihres Dilemmas<br />

nicht gewahr.« (7)<br />

Es muß für den Erpreßten sowohl glaubwürdig sein,<br />

daß der Erpresser seine Drohung wahrmacht, obwohl sie<br />

gar keinen Sinn mehr hat, als auch, daß der Erpresser auf<br />

die Realisierung seiner Drohung verzichten würde, weil<br />

sie keinen – rationalen – Sinn mehr hat. Er kann sich den<br />

Erpresser weder als bloß boshaft , noch als nur berechnend<br />

vorstellen. Er muß ihn als »dämonisch«, als einen<br />

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