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Das Prinzip Bosheit

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Weiße Zeit<br />

Je mehr die weiße Schikane in die verwandte, intrigante<br />

Schikane übergeht – was im Manager-Spiel deutlich<br />

der Fall ist –, desto mehr schrumpft die weiße Zeit auf<br />

die Sekunde der Eröff nung zusammen. Anders als der<br />

schwarze Schrecken, der bei seinem Opfer das Gefühl dominieren<br />

läßt, irgendwann davongekommen zu sein, endet<br />

die weiße Schikane mit der verrückten Sehnsucht, das<br />

Spiel möge noch einmal von neuem losgehen, um sich<br />

»besser« aus ihm davonmachen zu können.<br />

Die Formel, die wir bereits im ersten Kapitel zur Beschreibung<br />

schikanöser Zeit-Deformation gebrauchten,<br />

daß »die Schikane das Ende als Ende andauern lassen<br />

will« (6), ist für die weiße Schikane zu präzisieren. Was<br />

passiert in dem Kopf des Opfers, nachdem es begreift ,<br />

daß es eines gewesen ist? Muß es nicht von der unerfüllbaren<br />

Sehnsucht des Ungeschehenmachens, des »Hätte<br />

ich doch nicht …«, umgetrieben werden?<br />

Wir kennen alle die Erfahrung der passenden, aber<br />

verspäteten Antwort: Ein Ereignis, das uns stark beschäftigt,<br />

zieht – längst nachdem es vorbei ist – immer wieder<br />

durch unseren Kopf, und wir bringen retrospektiv, imaginäre<br />

Korrekturen an ihm an. Diese unangenehm lebendige<br />

Vergangenheit produziert die weiße Schikane mit Absicht.<br />

Der weiße Schikaneur okkupiert das Ende, er nimmt es<br />

vorweg, schenkt es. Damit aber ereilt es uns: Indem der<br />

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