Rückstellungen für Stilllegung / Rückbau und Entsorgung im Atombereich
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„zusätzliche Behälter zu einem höheren Einheitspreis beschafft“ (BFE 2011g, S. 27) werden. Eine<br />
Kostensteigerung von mehr als 50% gegenüber 2006 erscheint aber unrealistisch.<br />
Für die Übertragung der Kostenschätzung der TLB auf Deutschland wird angenommen, dass Investitionen<br />
in TLB vollständig variabel sind <strong>und</strong> die Schweizer Kostenstudie auf Deutschland<br />
übertragbar ist.<br />
8. Kritische Würdigung der Schweizer Kostenstudien<br />
Insgesamt sind die Schweizer Studien der Kosten <strong>für</strong> <strong>Stilllegung</strong>/<strong>Rückbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Entsorgung</strong> ein<br />
international einmaliges Vorbild hinsichtlich Transparenz, Nachvollziehbarkeit <strong>und</strong> Detaillierung<br />
der Kostenschätzungen. Die sachlichen Gr<strong>und</strong>lagen hinsichtlich des <strong>Entsorgung</strong>skonzepts sind<br />
ebenso dokumentiert wie einzelne Kostenbestandteile.<br />
Dennoch gibt es auch Kritikpunkte an den Kostenstudien. Die Schweizerische Energie-Stiftung<br />
erarbeitet aktuell eine Stellungnahme, die <strong>im</strong> Frühjahr 2012 erscheinen wird (SES 2012). Wesentliche<br />
Kritikpunkte lauten:<br />
Verfasser der Kostenstudien ist swissnuclear, der Branchenverband der KKW-Betreiber. Dieser<br />
ist in einem Interessenkonflikt, da er ein erhebliches wirtschaftliches Interesse daran hat,<br />
die <strong>Entsorgung</strong>skosten so klein wie möglich darzustellen, weil die obligatorischen Einzahlungen<br />
in <strong>Stilllegung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Entsorgung</strong>sfonds auf Basis der Kostenschätzungen ermittelt werden.<br />
Die Schweizerische Energie-Stiftung führt in ihrer Stellungnahme einige Kostenpositionen<br />
auf, bei denen ihrer Einschätzung nach schon heute absehbar ist, dass Mehrkosten entstehen<br />
werden.<br />
Es findet faktisch keine effektive unabhängige Überprüfung der Kostenstudien statt, da die<br />
mit der Prüfung beauftragte Behörde (ENSI) keine eigene Rechnungen anstellt <strong>und</strong> bislang<br />
nur Kleinigkeiten, nicht aber größere fehlende Budgetposten kritisiert hat.<br />
In den Kostenstudien sind keine Kostensteigerungen bzw. Puffer <strong>für</strong> unvorhergesehene<br />
Mehrkosten eingeplant.<br />
Der Einzahlungsplan der KKW-Betreiber in die beiden Fonds ist an einer 50-jährigen Laufzeit<br />
der KKW orientiert. Im Falle einer früheren Abschaltung stehen die erforderlichen finanziellen<br />
Mittel <strong>für</strong> <strong>Stilllegung</strong>/<strong>Rückbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Entsorgung</strong> <strong>für</strong> das betreffende KKW noch nicht<br />
vollständig zur Verfügung.<br />
Die Zugr<strong>und</strong>elegung einer Bruttoverzinsung von 5% ist unter den derzeitigen Finanzmarktbedingungen<br />
viel zu opt<strong>im</strong>istisch. Die (zu) opt<strong>im</strong>istische Annahme einer hohen Verzinsung der<br />
bereits in den Fonds geb<strong>und</strong>enen Mittel führt dazu, dass entsprechend geringere Einzahlungen<br />
der KKW-Betreiber festgesetzt werden.<br />
Es sind nur Kosten bis zum Verschluss der Endlager bzw. bis zu einer 50-jährigen Beobachtungsphase<br />
eingeplant. Das <strong>Entsorgung</strong>skonzept sieht allerdings vor, dass das Lager so lange<br />
wie nötig beobachtet werden soll, was aber ohne Geld nicht möglich sein wird.<br />
Im Fall von Bergung, Sanierung <strong>und</strong> Erforderlichkeit eines neuen Endlagers muss die Gesellschaft<br />
diese Kosten voll tragen, da in den Fonds keinerlei Reserven <strong>für</strong> diese Situation vorgesehen<br />
sind.<br />
Trotz dieser Kritikpunkte werden die Schweizer Kostenschätzungen in dieser Studie als ein relevanter<br />
Anhaltspunkt <strong>für</strong> die Kosten <strong>für</strong> <strong>Stilllegung</strong>/<strong>Rückbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Entsorgung</strong> in Deutschland verwendet.<br />
Die Kritikpunkte zeigen, dass die Schweizer Kostenstudien die tatsächlich zu erwartenden<br />
Kosten eher unter- als übertreiben.<br />
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