Rückstellungen für Stilllegung / Rückbau und Entsorgung im Atombereich
Rückstellungen für Stilllegung / Rückbau und Entsorgung im Atombereich
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Zwischenbilanz: Insbesondere <strong>für</strong> die langfristigen Kosten <strong>und</strong> Risiken der <strong>Entsorgung</strong> gibt es<br />
gute Gründe, selektiv eine andere Regelung bei den Nuklearrückstellungen als sonst bei <strong>Rückstellungen</strong><br />
üblich zu treffen, indem die <strong>Rückstellungen</strong> <strong>für</strong> sehr langfristige Verpflichtungen in<br />
einen öffentlich-rechtlichen Fonds eingezahlt werden müssen.<br />
b) Übermäßige wirtschaftliche Belastung zusätzlich zu bereits umgesetzten Belastungen / Enteignende<br />
Wirkung<br />
Einwand: Die obligatorische Auflösung bereits gebildeter <strong>Rückstellungen</strong> zwecks Überführung in<br />
einen öffentlich-rechtlichen Fonds würde dazu führen, dass Aktiva (zum Beispiel Beteiligungen)<br />
verkauft bzw. Darlehen aufgenommen werden müssten. Hierin könnte eine Inhalts- <strong>und</strong> Schrankenbest<strong>im</strong>mung<br />
des Eigentums liegen, sofern die Verfügungsbefugnis der Betreiber über bestehende<br />
eigentumsfähige Rechtspositionen eingeschränkt würde (Sailer Khuepach 2011). Die<br />
rechtlichen Bedenken sind umso größer, je zügiger bzw. in je größeren Schritten die Verlagerung<br />
erfolgen soll.<br />
Hinzu kommt, dass sich die vier KKW-betreibenden Energieversorgungsunternehmen ohnehin in<br />
einer tiefen Krise befinden. Sie müssen die Rücknahme der Laufzeitverlängerung <strong>und</strong> die Einführung<br />
einer Kernbrennstoffsteuer verkraften Die Aktienkurse sind auf Talfahrt, die Börsenwerte<br />
von E.ON <strong>und</strong> RWE verringerten sich gegenüber dem Hochstand 2008 auf etwa ein Viertel<br />
(E.ON auf 28 Mrd. € <strong>und</strong> RWE auf 15 Mrd. €). 44 Mit den Halbjahresberichten 2011 gaben die<br />
Konzerne Gewinnwarnungen heraus <strong>und</strong> kündigten gravierende Einschnitte bei Investitionen <strong>und</strong><br />
Personal an.<br />
Eine Verlagerung von <strong>Rückstellungen</strong> in einen Fonds würde den KKW-Betreibern diese Mittel<br />
entziehen. Hinsichtlich der Auswirkungen dieses Liquiditätsentzugs ist zwischen einer ansonsten<br />
vorzunehmenden Erhöhung der <strong>Rückstellungen</strong> <strong>und</strong> der Auflösung bereits gebildeter <strong>Rückstellungen</strong><br />
zugunsten einer Zuführung in einen Fonds zu unterscheiden.<br />
Einzahlungen in einen Fonds anstelle einer ansonsten vorzunehmenden Bildung zusätzlicher<br />
<strong>Rückstellungen</strong> würden den Fremdkapitalbedarf erhöhen <strong>und</strong> zudem die Ratingposition verschlechtern,<br />
so dass die EVU auch sonstige Unternehmensfinanzierungen zu ungünstigeren<br />
Zinssätzen erhielten.<br />
Diese Effekte verstärken sich bei einer Verpflichtung zur Auflösung bereits gebildeter <strong>Rückstellungen</strong><br />
<strong>und</strong> deren Zuführung in einen Fonds, da die in der Vergangenheit gebildeten<br />
<strong>Rückstellungen</strong> mittel- bis langfristig zur Innenfinanzierung von Investitionen in anderen Unternehmensbereichen<br />
genutzt wurden <strong>und</strong> werden.<br />
Gegenargumentation: <strong>Rückstellungen</strong> waren <strong>und</strong> sind eine Quelle gravierender wirtschaftlicher<br />
Vorteile der KKW-Betreiber. Im Sinne fairen Wettbewerbs besteht durchaus weiterer Spielraum<br />
<strong>für</strong> den Abbau von wirtschaftlichen Vorteilen aus der Nutzbarkeit der <strong>Rückstellungen</strong> zur Innenfinanzierung.<br />
Dies müsste allerdings mit Übergangsfristen <strong>und</strong> in langsamen Schritten erfolgen.<br />
Es ist zwar zutreffend, dass die zum 1.1.2011 eingeführte Kernbrennstoffsteuer <strong>und</strong> die Rücknahme<br />
der Laufzeitverlängerung in Verbindung mit zeitlich engerer Begrenzung der Restlaufzeiten<br />
sowie der sofortigen <strong>Stilllegung</strong> von acht KKW die wirtschaftlichen Vorteile der Atomenergie<br />
deutlich reduziert haben. Weitere wirtschaftliche Vorteile bestehen aber fort, denn KKW-<br />
Betreiber profitierten <strong>und</strong> profitieren – neben Mitteln der Forschungsförderung – von drei staatlichen<br />
Rahmensetzungen:<br />
44 Werner Sturbeck, Stromkonzerne - Pfeifen <strong>im</strong> Walde, Faz.Net 13.8.2011<br />
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/stromkonzerne-pfeifen-<strong>im</strong>-walde-11107601.html<br />
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