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Rückstellungen für Stilllegung / Rückbau und Entsorgung im Atombereich

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SEITE 55<br />

Zwischenbilanz: Insbesondere <strong>für</strong> die langfristigen Kosten <strong>und</strong> Risiken der <strong>Entsorgung</strong> gibt es<br />

gute Gründe, selektiv eine andere Regelung bei den Nuklearrückstellungen als sonst bei <strong>Rückstellungen</strong><br />

üblich zu treffen, indem die <strong>Rückstellungen</strong> <strong>für</strong> sehr langfristige Verpflichtungen in<br />

einen öffentlich-rechtlichen Fonds eingezahlt werden müssen.<br />

b) Übermäßige wirtschaftliche Belastung zusätzlich zu bereits umgesetzten Belastungen / Enteignende<br />

Wirkung<br />

Einwand: Die obligatorische Auflösung bereits gebildeter <strong>Rückstellungen</strong> zwecks Überführung in<br />

einen öffentlich-rechtlichen Fonds würde dazu führen, dass Aktiva (zum Beispiel Beteiligungen)<br />

verkauft bzw. Darlehen aufgenommen werden müssten. Hierin könnte eine Inhalts- <strong>und</strong> Schrankenbest<strong>im</strong>mung<br />

des Eigentums liegen, sofern die Verfügungsbefugnis der Betreiber über bestehende<br />

eigentumsfähige Rechtspositionen eingeschränkt würde (Sailer Khuepach 2011). Die<br />

rechtlichen Bedenken sind umso größer, je zügiger bzw. in je größeren Schritten die Verlagerung<br />

erfolgen soll.<br />

Hinzu kommt, dass sich die vier KKW-betreibenden Energieversorgungsunternehmen ohnehin in<br />

einer tiefen Krise befinden. Sie müssen die Rücknahme der Laufzeitverlängerung <strong>und</strong> die Einführung<br />

einer Kernbrennstoffsteuer verkraften Die Aktienkurse sind auf Talfahrt, die Börsenwerte<br />

von E.ON <strong>und</strong> RWE verringerten sich gegenüber dem Hochstand 2008 auf etwa ein Viertel<br />

(E.ON auf 28 Mrd. € <strong>und</strong> RWE auf 15 Mrd. €). 44 Mit den Halbjahresberichten 2011 gaben die<br />

Konzerne Gewinnwarnungen heraus <strong>und</strong> kündigten gravierende Einschnitte bei Investitionen <strong>und</strong><br />

Personal an.<br />

Eine Verlagerung von <strong>Rückstellungen</strong> in einen Fonds würde den KKW-Betreibern diese Mittel<br />

entziehen. Hinsichtlich der Auswirkungen dieses Liquiditätsentzugs ist zwischen einer ansonsten<br />

vorzunehmenden Erhöhung der <strong>Rückstellungen</strong> <strong>und</strong> der Auflösung bereits gebildeter <strong>Rückstellungen</strong><br />

zugunsten einer Zuführung in einen Fonds zu unterscheiden.<br />

Einzahlungen in einen Fonds anstelle einer ansonsten vorzunehmenden Bildung zusätzlicher<br />

<strong>Rückstellungen</strong> würden den Fremdkapitalbedarf erhöhen <strong>und</strong> zudem die Ratingposition verschlechtern,<br />

so dass die EVU auch sonstige Unternehmensfinanzierungen zu ungünstigeren<br />

Zinssätzen erhielten.<br />

Diese Effekte verstärken sich bei einer Verpflichtung zur Auflösung bereits gebildeter <strong>Rückstellungen</strong><br />

<strong>und</strong> deren Zuführung in einen Fonds, da die in der Vergangenheit gebildeten<br />

<strong>Rückstellungen</strong> mittel- bis langfristig zur Innenfinanzierung von Investitionen in anderen Unternehmensbereichen<br />

genutzt wurden <strong>und</strong> werden.<br />

Gegenargumentation: <strong>Rückstellungen</strong> waren <strong>und</strong> sind eine Quelle gravierender wirtschaftlicher<br />

Vorteile der KKW-Betreiber. Im Sinne fairen Wettbewerbs besteht durchaus weiterer Spielraum<br />

<strong>für</strong> den Abbau von wirtschaftlichen Vorteilen aus der Nutzbarkeit der <strong>Rückstellungen</strong> zur Innenfinanzierung.<br />

Dies müsste allerdings mit Übergangsfristen <strong>und</strong> in langsamen Schritten erfolgen.<br />

Es ist zwar zutreffend, dass die zum 1.1.2011 eingeführte Kernbrennstoffsteuer <strong>und</strong> die Rücknahme<br />

der Laufzeitverlängerung in Verbindung mit zeitlich engerer Begrenzung der Restlaufzeiten<br />

sowie der sofortigen <strong>Stilllegung</strong> von acht KKW die wirtschaftlichen Vorteile der Atomenergie<br />

deutlich reduziert haben. Weitere wirtschaftliche Vorteile bestehen aber fort, denn KKW-<br />

Betreiber profitierten <strong>und</strong> profitieren – neben Mitteln der Forschungsförderung – von drei staatlichen<br />

Rahmensetzungen:<br />

44 Werner Sturbeck, Stromkonzerne - Pfeifen <strong>im</strong> Walde, Faz.Net 13.8.2011<br />

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/stromkonzerne-pfeifen-<strong>im</strong>-walde-11107601.html<br />

GREEN BUDGET GERMANY (GBG) • FORUM ÖKOLOGISCH-SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT e.V. (FÖS)

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