30.05.2013 Aufrufe

Rückstellungen für Stilllegung / Rückbau und Entsorgung im Atombereich

Rückstellungen für Stilllegung / Rückbau und Entsorgung im Atombereich

Rückstellungen für Stilllegung / Rückbau und Entsorgung im Atombereich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SEITE 53<br />

B. Öffentlich-rechtliche Fondslösung <strong>für</strong> langfristige nukleare Verpflichtungen<br />

11. Die derzeitige Praxis der <strong>Rückstellungen</strong> ist mit drei gravierenden Problemen verb<strong>und</strong>en:<br />

a. Risiko der unzureichenden Höhe, b. Insolvenzgefahr <strong>und</strong> c. Wettbewerbsverzerrungen<br />

Die bestehenden Regelungen zu den Nuklearrückstellungen werden bereits seit langem kritisiert,<br />

dabei stehen folgende Probleme <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>:<br />

a. Es bestehen Zweifel, ob die <strong>Rückstellungen</strong> hoch genug sein werden, um die Kosten <strong>für</strong> <strong>Stilllegung</strong>/<strong>Rückbau</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Entsorgung</strong> zu decken.<br />

b. Aufgr<strong>und</strong> der Insolvenzgefahr der vier KKW-betreibenden Energiekonzerne besteht insbesondere<br />

<strong>für</strong> die langfristigen Verpflichtungen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Entsorgung</strong> keine ausreichende<br />

Finanzierungssicherheit. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass z.B.<br />

auch Automobilkonzerne, Banken <strong>und</strong> nicht zuletzt große Energieunternehmen wie ENRON,<br />

BP, TEPCO von Insolvenz bedroht sein können.<br />

c. Die Innenfinanzierungsmöglichkeiten mit den <strong>Rückstellungen</strong> – die zur Finanzierung von Investitionen<br />

bzw. Unternehmenskäufen verwendet werden können – bewirken Wettbewerbsvorteile.<br />

Der kumuliert bis 2010 aufgelaufene Förderwert der <strong>Rückstellungen</strong> beträgt nach der<br />

FÖS-Studie zu staatlichen Förderungen der Atomenergie etwa 68 Mrd. € (FÖS 2010).<br />

12. Ein öffentlich-rechtlicher Fonds ist ein Lösungsbeitrag <strong>für</strong> Probleme b. (Insolvenzgefahr)<br />

<strong>und</strong> c. (Wettbewerbsvorteil durch Innenfinanzierung) <strong>und</strong> ist insbesondere <strong>für</strong><br />

die Finanzierung von langfristigen <strong>Entsorgung</strong>saufgaben erforderlich.<br />

Die Verlagerung aller Nuklearrückstellungen in einen öffentlich-rechtlichen Fonds wird gefordert<br />

in aktuellen Anträgen der B<strong>und</strong>estagsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen (Grüne 2011) <strong>und</strong><br />

Die Linke (Linke 2011); eine teilweise Fondslösung von der SPD (SPD 2012). In der Literatur<br />

haben u.a. Cloosters (2008), der verstorbene SPD-Politiker Hermann Scheer, der ehemalige Umweltstaatssekretär<br />

Rainer Baake (Baake 2011) sowie diverse NGO wie insbesondere der BUND<br />

<strong>und</strong> Greenpeace <strong>für</strong> die Verlagerung der <strong>Rückstellungen</strong> in ein Sondervermögen des B<strong>und</strong>es gefordert;<br />

siehe auch S. 73ff <strong>für</strong> eine Übersicht über die von B<strong>und</strong>estagsfraktionen vertretenen Positionen.<br />

Die hier kurz skizzierten konzeptionellen Gründe <strong>für</strong> eine Fondslösung sind überzeugend, aber<br />

eher anwendbar in einer Situation von zusätzlichen Zuführungen zu den Nuklearrückstellungen.<br />

Keine der vorherigen B<strong>und</strong>esregierungen hat jedoch einen Versuch gemacht, eine Fondslösung<br />

bereits während der Zuführungsphase der <strong>Rückstellungen</strong> zu etablieren. Bereits gebildete <strong>und</strong><br />

betrieblich eingeplante <strong>Rückstellungen</strong> <strong>im</strong> Nachhinein aus den Unternehmen herauszuziehen, wäre<br />

rechtlich weitaus schwieriger <strong>und</strong> nur unter Schaffung von Übergangslösungen möglich.<br />

Ein großer Teil insbesondere der <strong>Entsorgung</strong>skosten wird noch über Jahrzehnte anfallen. Das von<br />

der B<strong>und</strong>esregierung derzeit verfolgte Endlagerkonzept sieht einen Verschluss des Endlagers<br />

nach Abschluss der Einlagerung vor. Abhängig vom Endlagerkonzept fallen ab Verschluss der<br />

Endlager nur noch Kosten <strong>für</strong> die Überwachung an (nicht <strong>im</strong> Sinne von übertägigen Wachdiensten,<br />

sondern <strong>im</strong> Sinne von z.B. Beprobungen von Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> anderen Messungen). Sowohl<br />

BMU (BMU 2010c) als auch die B<strong>und</strong>estagsfraktionen Bündnis 90/Die Grünen (Grüne 2011b)<br />

<strong>und</strong> SPD (SPD 2012) verfolgen das Konzept einer Bergbarkeit <strong>für</strong> 500 Jahre (siehe S. 90ff <strong>für</strong><br />

eine Übersicht über die Endlagerdebatte in Deutschland). Sollte sich hingegen in der weiteren<br />

Diskussion das Konzept der Rückholbarkeit durchsetzen, wären die Kosten <strong>für</strong> die Offenhaltung<br />

GREEN BUDGET GERMANY (GBG) • FORUM ÖKOLOGISCH-SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT e.V. (FÖS)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!