Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Mars<br />
Fließrichtung zu). Vergleichen<strong>de</strong> Untersuchungen über die Wirkung von Eisströmen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Antarktis<br />
(z.B. <strong>de</strong>s Rutford-Strom, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Ronne-Eisschelf fließt) <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m Mars (z.B. im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ares-Vallis) haben viele ernstzunehmen<strong>de</strong> Hinweise für die Richtigkeit dieser Hypothese geliefert.<br />
Denn nur Eis kann auch „bergan“ fließen. Wahrscheinlich haben jedoch bei<strong>de</strong> Phänomene - Eisflüsse<br />
<strong>und</strong> Wassermassen - die Topographie <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Ausflußtäler gestaltet.<br />
Damit kommt man zu <strong><strong>de</strong>r</strong> spannen<strong>de</strong>n Frage, ob es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit <strong>de</strong>s Mars einmal offene<br />
Wasserflächen gegeben hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Die in <strong>de</strong>n Hochlandgebieten häufig auftreten<strong>de</strong>n Abflaufrinnen<br />
wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ntlich als Flußsysteme ge<strong>de</strong>utet, bei <strong>de</strong>nen - ähnlich wie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> - über längere<br />
Zeiträume hinweg permanent Wasser, welches z.B. aus Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlägen stammte, abgeflossen ist. Das<br />
impliziert, daß es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsgeschichte einmal Zeiten gegeben hat, wo die Atmosphäre dichter <strong>und</strong> die<br />
Temperaturen mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ater gewesen sind. Wenn das <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist, dann ist auch die prähistorische Existenz<br />
eines „Marsozeans“, wie er von einigen Geologen anhand bestimmter morphologischer Strukturen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Marsoberfläche postuliert wur<strong>de</strong>, durchaus möglich wenn nicht sogar wahrscheinlich. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s, da<br />
man jetzt im Groben weiß, wo ein großer Teil <strong>de</strong>s Wassers abgeblieben ist: Es ist offenbar im<br />
gefrorenem Zustand im Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Roten Planeten gespeichert. Dieses aufsehenerregen<strong>de</strong> Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Messungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Son<strong>de</strong> „Mars Odyssey“ aus <strong>de</strong>m Jahr 2002 hat nicht nur bei <strong>de</strong>n Exobiologen zur<br />
Begeisterung geführt. Alle die, welche bereits früher anhand geologischer Strukturen die Vermutung<br />
geäußert hatten, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars einmal sehr viel Wasser besessen hat, fühlten sich bestätigt. Die<br />
wasserreichen Gebiete konzentrieren sich in <strong>de</strong>n kältesten Regionen <strong>de</strong>s Mars, d.h. sie bil<strong>de</strong>n<br />
ringförmige Zonen um die Pole. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Südhalbkugel bil<strong>de</strong>t ungefähr <strong><strong>de</strong>r</strong> 60. Breitengrad die<br />
nördliche Grenze. Dort befin<strong>de</strong>t sich das Eis in nur r<strong>und</strong> einem halben Meter Tiefe unterhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Oberfläche. Je mehr man sich z.B. <strong>de</strong>n Südpol nähert, um so mehr Eis fin<strong>de</strong>t man <strong>und</strong> um so dünner<br />
wird die darüberliegen<strong>de</strong> Deckschicht. Wie tief die eisführen<strong>de</strong>n Schichten reichen, konnte aus <strong>de</strong>n<br />
Meßergebnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Raumson<strong>de</strong> jedoch nicht abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Die von „Mars Odyssey“ eingesetzten<br />
Detektoren lassen diese Frage prinzipiell unbeantwortet. Es ist <strong>de</strong>shalb durchaus möglich, daß es in<br />
tieferen Schichten auch flüssiges Gr<strong>und</strong>wasser gibt, was das seltene Phänomen <strong><strong>de</strong>r</strong> an manchen<br />
Kraterrän<strong><strong>de</strong>r</strong>n auftreten<strong>de</strong>n „Gullies“ erklären könnte.<br />
Ob sich Wasser in flüssiger Form auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsoberfläche halten kann, hängt entschei<strong>de</strong>nd von <strong>de</strong>n<br />
Umgebungsbedingungen – <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatur <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Luftdruck – ab. Die heute auf <strong>de</strong>m Mars<br />
herrschen<strong>de</strong>n Temperatur- <strong>und</strong> Druckverhältnisse lassen das je<strong>de</strong>nfalls nicht zu, wie ein Blick auf das<br />
Phasendiagramm von Wasser lehrt. Freiliegen<strong>de</strong>s Eis wür<strong>de</strong> sofort sublimieren, flüssiges sofort<br />
verdampfen. Eis, welches unter einer Deckschicht aus Staub <strong>und</strong> Gestein verborgen ist, bleibt dagegen<br />
weitgehend stabil. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Druck <strong><strong>de</strong>r</strong> Deckschichten genügend groß ist, <strong>und</strong> zusätzlich noch sehr<br />
viele Salze im Eis enthalten sind, dann kann sich in einigen Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Metern Tiefe sogar flüssiges<br />
Wasser als Gr<strong>und</strong>wasser manifestieren.<br />
Phasendiagramme<br />
Ein Zustandsdiagramm von Stoffen, die in drei unterschiedlichen Aggregatzustän<strong>de</strong>n auftreten können,<br />
wird gewöhnlich als Phasendiagramm bezeichnet. Es ist durch drei Kurven <strong>und</strong> zwei spezielle Punkte<br />
ausgezeichnet. Die Sublimationskurve ist die Kurve zwischen <strong>de</strong>m festen <strong>und</strong> gasförmigen Zustand.<br />
Sie beschreibt die Druck- <strong>und</strong> Temperaturwerte, bei <strong>de</strong>nen z.B. Wassereis ohne verflüssigt zu wer<strong>de</strong>n<br />
sofort in <strong>de</strong>n gasförmigen Zustand übergeht - einen Vorgang, <strong><strong>de</strong>r</strong> unter <strong>de</strong>m Namen Sublimation<br />
bekannt ist. Die zweite Kurve, die Schmelzkurve, liefert <strong>de</strong>n Parameterbereich, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergang vom<br />
festen in <strong>de</strong>n flüssigen Zustand erfolgt. Schließlich wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Kurvenbereich, an <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergang<br />
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