Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Einführung<br />
mittlerweile Einigkeit darüber, daß Pluto <strong>de</strong>n KBO’s (Kuiper Belt Objects) zuzuordnen ist (zum<br />
Vergleich, das größte Objekt im Asteroi<strong>de</strong>ngürtel zwischen Mars <strong>und</strong> Jupiter, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwergplanet Ceres,<br />
hat einen Durchmesser von 980 km <strong>und</strong> ist damit nur wenig kleiner als Charon (1172 km)). Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
seit man im Bereich außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Neptun-Bahn eine größere Anzahl von KBO’s aufgef<strong>und</strong>en hat, ist<br />
es folgerichtig, Pluto als „King of the KBO’s“ in diese Gruppe mit einzuordnen. Das es in diesem<br />
Raumbereich Planetoi<strong>de</strong>n gibt, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Durchmesser eine ähnliche Größenordnung erreichen wie Pluto,<br />
hat die Ent<strong>de</strong>ckung von 20000 Varuna (Durchmesser r<strong>und</strong> 900 km), von Ixion (Durchmesser ca. 1200<br />
km) von Quaoar (Durchmesser ca.1300 km), von Sedna (Durchmesser ca. 1600 km) <strong>und</strong> natürlich von<br />
(136199) Eris (Durchmesser ca. 2400 km) gezeigt.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Riesenplaneten besitzen z.T. sehr ausge<strong>de</strong>hnte Satelliten- <strong>und</strong> Ringsysteme, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Forschung in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten durch eine Anzahl spektakulärer Missionen unbemannter Son<strong>de</strong>n<br />
zugänglich wur<strong>de</strong>n (Galileo, Cassini-Huygens, Mars Observer, Mars Expreß, Mars Reconnaissance<br />
Orbiter).<br />
Es ist nicht nur historisch interessant, daß die Abstän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Planeten von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne einem<br />
einfachen Gesetz gehorchen. Dieses Gesetz wur<strong>de</strong> 1766 von JOHANN DANIEL TITIUS (1729-1796)<br />
empirisch gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist heute als „Titius-Bo<strong>de</strong>’sche Reihe“ bekannt. Ist r <strong><strong>de</strong>r</strong> mittlere Abstand <strong>de</strong>s<br />
Planeten mit <strong>de</strong>m In<strong>de</strong>x „n“ von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne, dann gilt (wenn r in AE gemessen wird):<br />
n<br />
r = 0. 4 + 0.<br />
3⋅<br />
2 n = { ∞,<br />
0,<br />
1,<br />
2...}<br />
(Man beachte, Merkur entspricht n= ∞ , Venus n=0, Er<strong>de</strong> n=1 usw.).<br />
3<br />
[1.1]<br />
Diese Beziehung stimmt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit nur dann annähernd überein, wenn man nach Mars (n=2)<br />
sofort n=4 (Jupiter) folgen läßt. Da die Beziehung auch für <strong>de</strong>n 1781 von WILHELM HERSCHEL (1738-<br />
1822) ent<strong>de</strong>ckten Planeten Uranus gilt, hatte man die Hoffnung, daß es auch zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars- <strong>und</strong><br />
Jupiterbahn noch einen Planeten geben muß. Eine Vermutung, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Neujahrnacht 1800 / 1801 mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ent<strong>de</strong>ckung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ceres durch GUISEPPE PIAZZI (1746-1826) in Palermo bestätigt wur<strong>de</strong>.<br />
Die Titius-Bo<strong>de</strong>’sche Reihe ist eine rein empirische mathematische Beziehung, für die es keine<br />
physikalische Begründung gibt. Wenn man be<strong>de</strong>nkt, daß ihre „Vorhersagegenauigkeit“ bei <strong>de</strong>n<br />
äußeren Planeten rasch schwin<strong>de</strong>t (n=7, Neptun: Abweichung > 28%, n=8, Zwergplanet Pluto:<br />
Abweichung > 90%), ist ihre Be<strong>de</strong>utung eher mit einer Polynomapproximation einer halbwegs<br />
komplexen Funktion vergleichbar. Trotz<strong>de</strong>m hat sie als heuristisches Werkzeug bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorhersage <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Planetoi<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars-Jupiter-Lücke eine gewisse historische Be<strong>de</strong>utung erlangt.<br />
Heute weiß man, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwergplanet Ceres nur ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s großer Vertreter einer damals neuen<br />
Gruppe von Himmelskörpern ist, von <strong>de</strong>nen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars-Jupiter-Lücke mittlerweile einige 10000<br />
bekannt <strong>und</strong> benannt sind. Diese Himmelskörper wer<strong>de</strong>n als Planetoi<strong>de</strong>n bezeichnet <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
inneren Planetoi<strong>de</strong>ngürtel <strong>de</strong>s Sonnensystems. Ein weiterer Planetoi<strong>de</strong>ngürtel befin<strong>de</strong>t sich außerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Neptunbahn. Es ist <strong><strong>de</strong>r</strong> bereits erwähnte Kuiper-Gürtel mit Pluto / Charon als größten Vertreter. Er<br />
enthält wahrscheinlich bei weitem mehr Objekte als <strong><strong>de</strong>r</strong> innere Planetoi<strong>de</strong>ngürtel (einige 100<br />
Millionen, bis jetzt r<strong>und</strong> 800 bekannt), die aber aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Entfernung <strong>und</strong> ihrer geringen<br />
Größe nur schwer zu beobachten sind. Einige von ihnen (> 50, Stand 2006) bewegen sich auf<br />
ähnlichen Bahnen wie Pluto, weswegen sie neuerdings „Plutinos“ genannt wer<strong>de</strong>n.