Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Inneres Sonnensystem<br />
Eagle-Krater. Mit Hilfe <strong>de</strong>s „Alpha Particle X-Ray Spectrometers“ (APXS) konnten dabei neben<br />
Schwefel noch Chlor <strong>und</strong> Brom in Konzentrationen nachgewiesen wer<strong>de</strong>n, wie man sie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong><br />
nur in <strong>de</strong>n Ablagerungen von ausgetrockneten Salzseen fin<strong>de</strong>t.<br />
Daß es auf <strong>de</strong>m Mars einmal große offene Wasserflächen gegeben hat, beweisen mittlerweile auch eine<br />
große Anzahl weiterer Bef<strong>und</strong>e. So gelang <strong><strong>de</strong>r</strong> Son<strong>de</strong> Mars-Expreß ein wahrhaft aufregen<strong>de</strong>s Foto aus<br />
einem flachen Gebiet im Bereich <strong>de</strong>s Elysium Planitia, welches die Geologen in wahre Aufregung<br />
versetzte. Sie trauten ihren Augen kaum, als sie darauf große flache, von rötlichem Marsstaub<br />
be<strong>de</strong>ckte Schollen ausmachten, die täuschend irdischen Packeisschollen ähnelten. Daß diese<br />
Interpretation richtig ist, ergibt sich aus einer Vielzahl von morphologischen Details. Einmal ist die<br />
Oberfläche außergewöhnlich glatt (wäre das Eis bereits verschw<strong>und</strong>en, müßten sich <strong><strong>de</strong>r</strong> „Untergr<strong>und</strong>“<br />
abzeichnen <strong>und</strong> es müßten sich auch komplexere Erosionsspuren abzeichnen) <strong>und</strong> zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en haben<br />
die Platten genau die Größe <strong>und</strong> Form, wie man sie auch aus <strong>de</strong>n Polargebieten <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> her kennt.<br />
Außer<strong>de</strong>m kann man einige von ihnen paßgenau zusammenschieben was ein<strong>de</strong>utig darauf hinweist,<br />
daß sie irgendwann einmal auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>getriftet sind.<br />
Das ganze kritische Areal hat ungefähr einen Durchmesser von ca. 800 bis 900 Kilometern was<br />
ungefähr <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordsee entspricht. Als wahrscheinlichste „Tiefe“ (o<strong><strong>de</strong>r</strong> Dicke <strong><strong>de</strong>r</strong> Eisschollen)<br />
wur<strong>de</strong> ein Wert von ca. 40 m ermittelt. © G.Neukum<br />
Die unmittelbare Nähe <strong><strong>de</strong>r</strong> Elysium-Vulkanregion kann einmal für die Aufschmelzung <strong>de</strong>s<br />
Permafrostbo<strong>de</strong>ns (<strong>und</strong> damit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung von stehen<strong>de</strong>m Oberflächenwasser) <strong>und</strong> zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en für<br />
die Ab<strong>de</strong>ckung mit vulkanischen Aschen verantwortlich gemacht wer<strong>de</strong>n wobei Letztere die<br />
Sublimation <strong>de</strong>s Eises effektiv verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ten. Eine weitere Überraschung ist das weitgehen<strong>de</strong> Fehlen<br />
von Impakten auf <strong>de</strong>n Packeisflächen. Daraus folgt, daß sich dieser See erst vor ungefähr 5 - 6<br />
Millionen (!) Jahren gebil<strong>de</strong>t haben kann.. Die Elysium-Vulkane waren also - wenn diese<br />
Abschätzungen stimmen - noch vor geologisch extrem kurzer Zeit aktiv.<br />
Sehr eindrucksvoll sind auch die Anzeichen von relativ jungen Vergletscherungen auf <strong>de</strong>m Mars, wie<br />
folgen<strong>de</strong> perspektivisch gerechnete Aufnahme eines ehemaligen Blockgletschers am östlichen Rand