Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Inneres Sonnensystem<br />
Die direkte Marsoberfläche konnte im Jahre 1976 durch die Lan<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Viking-Son<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
1997 – <strong>und</strong> zwar unter außergewöhnlich großer öffentlicher Anteilnahme - durch <strong>de</strong>n Mars-Pathfin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
mit seinem Marsmobil Sojourner genauer in Augenschein genommen wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> die Fahrt <strong>de</strong>s<br />
Letzteren über die Marsoberfläche ist zum ersten gewaltigen Medienereignis <strong>de</strong>s Internetzeitalters<br />
gewor<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong> z.B. die Web-Site <strong><strong>de</strong>r</strong> NASA innerhalb kürzester Zeit weit über 600 Millionen<br />
Mal nachgefragt. Diese Medienpräsenz konnten die bei<strong>de</strong>n 2004 gelan<strong>de</strong>ten Rovers „Spirit“ <strong>und</strong><br />
„Opportunity“ nicht mehr erreichen, obwohl ihre wissenschaftlichen Ausbeute die von Sojourner weit<br />
übertreffen.<br />
Mars Pathfin<strong><strong>de</strong>r</strong> erreichte am 4.Juli 1997 nach genau 7 Monaten Flugzeit sein Zielgebiet im nördlichen<br />
Teil <strong>de</strong>s Ares Valley – einem riesigen Mündungsgebiet prähistorischer Flußsysteme. Der<br />
vorausberechnete Lan<strong>de</strong>platz wur<strong>de</strong> dabei um lediglich 20 Kilometer verfehlt. Einen Tag später konnte<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Rover bereits <strong>de</strong>n Lan<strong><strong>de</strong>r</strong> verlassen <strong>und</strong> erreichte über eine Rampe die Marsoberfläche.<br />
Sojourner war mit einer Stereokamera <strong>und</strong> diversen Farbfiltern ausgestattet. Damit konnten<br />
Gesteinsbrocken quasi in verschie<strong>de</strong>nen Spektralbereichen aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m war <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rover, <strong><strong>de</strong>r</strong> eher einem Spielzeugauto glich als einem ausgeklügelten wissenschaftlichen Gerät, mit<br />
einem Alpha-Proton-Röntgenspektrometer (APXS) ausgestattet, mit <strong>de</strong>ssen Hilfe sich die chemische<br />
Zusammensetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsgesteine bestimmen ließ.<br />
Mars-Pathfin<strong><strong>de</strong>r</strong> ging in einem mit vielen kleinen <strong>und</strong> mittleren Steinen be<strong>de</strong>ckten weitgehend ebenen<br />
Gebiet nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. In einiger Entfernung lassen sich einige kleine Hügel <strong>und</strong> Erhebungen ausmachen, die<br />
teilweise zu Kraterrän<strong><strong>de</strong>r</strong>n gehören. Auf Detailaufnahmen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>gebietes aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsumlaufbahn<br />
erkennt man stromlinienförmige Strukturen um Einschlagkrater, die darauf hin<strong>de</strong>uten, daß das Gebiet<br />
vor mehreren Milliar<strong>de</strong>n Jahren einmal durch ein wahrscheinlich katastrophales Flutereignis überformt<br />
wor<strong>de</strong>n ist. Die von Pathfin<strong><strong>de</strong>r</strong> fotografierten <strong>und</strong> von Sojourner untersuchten Gesteine bestätigten<br />
diesen Bef<strong>und</strong>. Auf <strong>de</strong>n Photos erkennt man z.B. einige ger<strong>und</strong>eten, kieselartigen Steine sowie<br />
Konglomerate, wie sie in fluviatilen Umgebungen entstehen können. Im Windschatten <strong><strong>de</strong>r</strong> Steine<br />
fin<strong>de</strong>t man kleine Sand- bzw. Staubfahnen. Sie sind ein Indiz dafür, daß heute eigentlich nur noch<br />
durch Wind (also äolisch) verursachte Sedimentationsprozesse großräumig von Be<strong>de</strong>utung sind.<br />
Teilchen mit einem Durchmesser von einigen Mikrometern können – wie die globalen Staubstürme<br />
sehr schön zeigen - in <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre durch <strong>de</strong>n Wind weit verbreitet wer<strong>de</strong>n. Die chemische<br />
Zusammensetzung dieses Staubes impliziert außer<strong>de</strong>m, daß er nicht vollständig aus <strong>de</strong>n am Lan<strong>de</strong>ort<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Gesteinen gebil<strong>de</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vielmehr in diese Region verweht wor<strong>de</strong>n ist. Für diese<br />
These spricht auch die chemische Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Staubanalysen <strong><strong>de</strong>r</strong> Viking 1 <strong>und</strong><br />
Viking 2-Lan<strong>de</strong>stellen.<br />
Einige <strong><strong>de</strong>r</strong> Felsbrocken, die von Sojourner mit <strong>de</strong>m APXS untersucht wur<strong>de</strong>n, sind nach Meinung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geochemiker <strong>de</strong>n irdischen An<strong>de</strong>siten verwandt. Darunter versteht man siliziumreiche Eruptivgesteine,<br />
die auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> vorwiegend im Bereich von Subduktionszonen auftreten. Nur das sie auf <strong>de</strong>m Mars<br />
wesentlich mehr FeO enthalten.<br />
Alles im allen kann man aus <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Pathfin<strong><strong>de</strong>r</strong>-Mission auf eine sehr bewegte<br />
geologische Frühgeschichte <strong>de</strong>s Mars schließen.<br />
Bereits 1976 konnten die Planetologen einen ersten Blick auf die unmittelbare Marsoberfläche werfen.<br />
Am 20 Juli erreichte das Lan<strong>de</strong>gerät von Viking 1 im westlichen Bereich <strong>de</strong>s Chryse Planitia die