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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Inneres Sonnensystem<br />

Röntgenspektrometer (APXS) <strong>und</strong> das Mößbauer-Spektrometer MIMOS II, die bei<strong>de</strong> aus Deutschland<br />

stammen <strong>und</strong> vom Max Planck-Institut für Chemie bzw. von <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Mainz betreut <strong>und</strong><br />

betrieben wer<strong>de</strong>n. Bereits die ersten Messungen mit diesen Geräten am Lan<strong>de</strong>ort von Opportunity<br />

ergaben unerwartete Ergebnisse: Das weiße Gestein, auf welches das APXS angesetzt wur<strong>de</strong>, erwies<br />

sich als kompaktes Sedimentgestein mit einem hohen Anteil an Schwefelsalzen in Verbindung mit <strong>de</strong>m<br />

allgegenwärtigen Marsstaub. Es kann aufgr<strong>und</strong> seiner chemischen Zusammensetzung <strong>und</strong> seiner<br />

mechanischen Eigenschaften nur in einem austrocknen<strong>de</strong>n Salzsee entstan<strong>de</strong>n sein. Wann diese<br />

Sedimentation stattgef<strong>und</strong>en hat, läßt sich nicht exakt bestimmen. Die ehemals mit kleinen Seen <strong>und</strong><br />

Tümpeln be<strong>de</strong>ckte Meridiani-Ebene ist aber sicherlich schon seit mehr als zwei Milliar<strong>de</strong>n Jahren<br />

staubtrocken.<br />

Auch die Untersuchungen im 130 km großen Gusev-Krater führten zu neuen Erkenntnissen über die<br />

Frühgeschichte <strong>de</strong>s Mars. Eine erste Sichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Meßergebnisse ergab z.B. einen erhöhten Gehalt <strong>de</strong>s<br />

Elements Brom in einer Gesteinsprobe. Da Bromsalze in Wasser leicht löslich sind, gilt das als ein<br />

Hinweis auf eine ehemals „feuchte“ Umgebung, in <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> untersuchte Stein einmal gelegen haben<br />

muß. Auf <strong>de</strong>m vom Lan<strong>de</strong>ort benachbarten „Columbia-Hills“ konnte schließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachweis von<br />

echten Sedimenten erbracht wer<strong>de</strong>n. Ihr Gehalt an Schwefel <strong>und</strong> Chlor in Verbindung mit<br />

vulkanischen Aschen ist ein wichtiges Indiz, daß hier einmal Staub in einem Salzsee abgelagert wur<strong>de</strong>.<br />

Auch in diesem Fall ist eine Bestimmung <strong>de</strong>s Zeitpunktes, wann das geschehen ist, sehr schwierig.<br />

Weitere Hinweis auf die Existenz von Wasser erhoffte man sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>ntifikation von Mineralien,<br />

die nur in wäßriger Umgebung entstehen. Dazu gehört z.B. Hämatit, ein auch auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> häufiges<br />

Eisenerz. Überraschen<strong><strong>de</strong>r</strong>-weise konnten kugelförmige (Durchmesser maximal 1.5 cm)<br />

Kongregationen von Opportunity in großer Zahl zwischen flachen Steinen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsoberfläche<br />

fotografiert wer<strong>de</strong>n. Wegen ihrer bläulichen Farbe hat man sie „blueberries“ genannt.<br />

Weiterhin konnten Hinweise auf das Mineral Jarosit - ein gelbliches, hydratisiertes Eisen-Schwefel-<br />

Mineral mit trigonalen Kristallgitter - gef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n, welches auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> nur unter Mitwirkung<br />

von Wasser gebil<strong>de</strong>t wird. Die von Opportunity untersuchten Gesteine im Endurance-Krater ließen<br />

sich ein<strong>de</strong>utig als klastisch i<strong>de</strong>ntifizieren. Sie wiesen Merkmale auf die darauf hin<strong>de</strong>uten, daß sie vor<br />

sehr langer Zeit einmal salzigem, fließen<strong>de</strong>n Wasser ausgesetzt waren bzw. in einem stehen<strong>de</strong>n<br />

Gewässer entstan<strong>de</strong>n sind.<br />

Opportunity konnte also die Vermutung bestätigen, daß vor ca. 2 bis 3 Milliar<strong>de</strong>n Jahren die Meridiani-<br />

Ebene einmal ein wasserreiches Gebiet mit Tümpeln <strong>und</strong> kleinen Seen war. Diese Seen, die sich z.B. in<br />

Kratergruben befan<strong>de</strong>n, könnten im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Frühgeschichte <strong>de</strong>s Mars zahlreiche Episo<strong>de</strong>n von<br />

Füllung durch Überflutungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schläge, Verdunstung <strong>und</strong> Austrocknung sowie Vereisung<br />

durchgemacht haben. Sie beweisen außer<strong>de</strong>m, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars nicht immer ein trockener, kalter Planet<br />

gewesen ist, wie er uns heute erscheint. Deshalb ist die Rekonstruktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Klimageschichte <strong>de</strong>s roten<br />

Planeten auch ein Schlüssel für das Verständnis seiner heutigen reichhaltigen morphologischen<br />

Strukturen. Auf je<strong>de</strong>n Fall waren die Zeiten, wo Wasser im flüssigen Zustand präsent war, im<br />

Vergleich zum Alter <strong>de</strong>s Planeten relativ kurz. Die meiste Zeit wird es wohl so wie heute als Eis<br />

vorgelegen haben um nur gelegentlich unter beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s günstigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> außergewöhnlichen<br />

Bedingungen als flüssiges Medium die Landschaften <strong>de</strong>s Mars entschei<strong>de</strong>nd zu formen. Für zukünftige<br />

(<strong>und</strong> vielleicht auch einmal bemannte) Marsmissionen ist es jedoch wichtig zu wissen, daß auch heute<br />

noch auf <strong>de</strong>m Mars Wasser in großen Mengen - wenn auch in Form von Eis - vorhan<strong>de</strong>n ist.

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