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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Er<strong>de</strong><br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswertung seismischer Daten hat man bereits zu Beginn <strong>de</strong>s zwanzigsten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts auf<br />

einen Schalenaufbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> geschlossen. Diese Schalen unterschei<strong>de</strong>n sich u.a. dadurch, daß sich an<br />

ihrer Grenzfläche die Geschwindigkeit von Erdbebenwellen abrupt än<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Heute wird in etwa<br />

folgen<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll allgemein akzeptiert, wobei die Bezeichnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schalen mittels Großbuchstaben<br />

auf <strong>de</strong>n australischen Seismologen KEITH EDWARD BULLEN (1949) zurückgeht. Diese Einteilung wird<br />

zwar in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geophysik nur noch selten verwen<strong>de</strong>t. Sie unterteilt das Erdinnere jedoch schön nach<br />

seismischen Gesichtspunkten, so daß sie im Folgen<strong>de</strong>n als Leitlinie dienen soll.<br />

A-Schicht, Erdkruste (obere Lithosphäre)<br />

Die Erdkruste bil<strong>de</strong>t die oberste Schale, die an Land an die Atmosphäre <strong>und</strong> im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Ozeane an<br />

die Hydrosphäre grenzt. Sie reicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdoberfläche bis zur sogenannten Mohorovicic-<br />

Diskontinuität (sie wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m kroatischen Wissenschaftler ANDRIJA MOHOROVICIC (1857-1936)<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswertung <strong>de</strong>s Balkanbebens vom 8.Oktober 1909 ent<strong>de</strong>ckt), die <strong>de</strong>n Übergang zum oberen<br />

Erdmantel anzeigt. An einer Diskontinuität än<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich die Geschwindigkeiten von Erdbebenwellen<br />

abrupt. Die Mohorovicic-Grenzfläche liegt im Mittel in 30 bis 40 km Tiefe. Unter <strong>de</strong>n Tiefseegebieten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ozeane steigt sie bis auf weniger als 10 km an <strong>und</strong> unter Faltengebirgstöcken <strong><strong>de</strong>r</strong> kontinentalen<br />

Kruste kann sie bis auf eine Tiefe von 80 km absinken. Diese Grenzfläche ist quasi ein umgekehrtes<br />

Spiegelbild <strong>de</strong>s Erdreliefs <strong>und</strong> wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spiegelt das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Isostasie, nach <strong><strong>de</strong>r</strong> die kontinentalen<br />

Gesteinsblöcke wie Eisberge auf <strong>de</strong>m zähen Erdmantel schwimmen.<br />

Der geologische Aufbau <strong><strong>de</strong>r</strong> oberen Lithosphäre ist sehr kompliziert <strong>und</strong> wird durch die<br />

Plattentektonik, die im Abschnitt über die Erdoberfläche noch <strong>de</strong>tailliert beschrieben wird, bestimmt.<br />

Ganz grob kann man sagen, daß die ozeanische Kruste hauptsächlich aus Basalten mit einer Dichte von<br />

etwa 2850 kg/m³ besteht, die von einer sehr dünnen Sedimentationsschicht überlagert wird. Die<br />

kontinentalen Krustenbereiche (sogenannte Schil<strong>de</strong>) wer<strong>de</strong>n durch granitische Gesteine <strong>und</strong> verfestigte<br />

Sedimente mit einer etwas geringeren Dichte (ungefähr 2750 kg/m³) dominiert.<br />

Die Lithosphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist in 7 große <strong>und</strong> 14 kleinere Platten geteilt, an <strong><strong>de</strong>r</strong>en Rän<strong><strong>de</strong>r</strong> die meisten<br />

Erdbebenher<strong>de</strong> <strong>und</strong> Vulkangebiete liegen.<br />

B-Schicht, Oberer Mantel<br />

Der obere Mantel beginnt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Mohorovicic-Diskontinuität <strong>und</strong> setzt sich bis in eine Tiefe von 400<br />

bis 410 km fort. In ihrem oberen Teil gibt es einen Bereich mit vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ter<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit von Erdbebenwellen. Dieser Bereich wird als Gutenberg-Zone<br />

(manchmal auch Asthenosphäre) bezeichnet <strong>und</strong> zeigt ein Gebiet an, wo sich die Gesteinsschichten in<br />

21<br />

einem hoch plastischen Zustand befin<strong>de</strong>n (Viskosität > 10 Poise). Hier liegen die Temperaturen nahe<br />

am Schmelzpunkt bestimmter Silikate, die unter diesen Umstän<strong>de</strong>n entlang <strong><strong>de</strong>r</strong> Korngrenzen im<br />

Gestein partiell aufschmelzen. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb kommt es in diesem Bereich zu zähen Fließvorgängen<br />

in Form von thermalen Konvektionsströmungen, die als Motor für die Plattentektonik von Be<strong>de</strong>utung<br />

sind.<br />

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