Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Mars<br />
Erdmon<strong>de</strong>s <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Planeten Merkur weiß, daß das Zeitalter <strong>de</strong>s „schweren Bombar<strong>de</strong>ments“ vor ca.<br />
3.9 Milliar<strong>de</strong>n Jahren seinen Höhepunkt erreichte <strong>und</strong> danach rapi<strong>de</strong> abgenommen hat, kann man grob<br />
für <strong>de</strong>n Mars folgen<strong>de</strong> geologische Zeitalter ableiten:<br />
Noachian: (en<strong>de</strong>te vor 3.8 bis 3.5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren)<br />
Dieses Zeitalter beginnt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entstehung <strong>de</strong>s Mars aus <strong>de</strong>m solaren Urnebel <strong>und</strong> en<strong>de</strong>t je nach<br />
verwen<strong>de</strong>tem Mo<strong>de</strong>ll irgendwann vor 3.8 <strong>und</strong> 3.5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren. Die Krustenregionen, die diese<br />
Zeit konserviert haben, zeichnen sich durch eine Anzahl beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s großer Impaktstrukturen aus, die<br />
selbst sehr viele Einschläge aufweisen. Die auffälligsten <strong>und</strong> größten Impakte aus jener Zeit sind die<br />
Beckenstrukturen Hellas, Argyre <strong>und</strong> Isidis, <strong><strong>de</strong>r</strong>en innere ebenen Bereiche ihre heutige Form erst in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Amazonian-Epoche erhalten haben, wo sie teilweise sedimentativ durch Wasser- <strong>und</strong><br />
Win<strong>de</strong>inwirkungen aufgefüllt wur<strong>de</strong>n.<br />
Hesperian: (en<strong>de</strong>te vor 3.4 bis 1.8 Milliar<strong>de</strong>n Jahre - sehr unsicher)<br />
Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s starke geologische Aktivität begann nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Noachian <strong>und</strong> setzte sich bis<br />
vor ca. 1.8 Milliar<strong>de</strong>n Jahre fort. In diesem Zeitraum bil<strong>de</strong>ten sich riesige Magmaebenen aus, was mit<br />
Vulkanismus <strong>und</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en tektonischen Prozessen verb<strong>und</strong>en war. Am Anfang dieser Epoche begann<br />
u.a. auch die Tharsis-Aufwölbung, was zu extensiven Krustenspannungen führte in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ergebnis sich<br />
z.B. das Valles Marineris öffnete. Außer<strong>de</strong>m erkennt man auf <strong>de</strong>n Aufnahmen dieser Gebiete riesige<br />
Ausflußkanäle, durch die in jener Zeit riesige Mengen von Wasser abgeflossen sein müssen.<br />
Amazonian:<br />
Regionen, die diesem Zeitalter – welches sich bis heute fortsetzt – zugeordnet wer<strong>de</strong>n, haben nur eine<br />
geringe Kraterdichte, sind aber trotz<strong>de</strong>m strukturell reich geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> jüngere Vulkanismus,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> z.B. mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tharsis-Aufwölbung zusammenhängt, wird dieser Epoche zugeordnet. Im letzten<br />
Drittel dieser Perio<strong>de</strong> war <strong><strong>de</strong>r</strong> riesige Schildvulkan Olympus Mons auf <strong>de</strong>m Mars aktiv.<br />
Diese Einteilung richtet sich nach großräumigen Ereignissen, die man als „resurfacing“ bezeichnen<br />
kann. Offensichtlich haben im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> frühen Marsgeschichte riesige Lavamassen großräumig ganze<br />
Landstriche überflutet <strong>und</strong> damit alte Krustenteile mit ihren Impakten ausgelöscht. Passend dazu<br />
konnten bereits mit <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Meßkampagne <strong>de</strong>s MARSIS-Radars („Mars Advanced Radar for<br />
Subsurface and Ionospheric So<strong>und</strong>ing“) <strong><strong>de</strong>r</strong> ESA-Son<strong>de</strong> „Mars Expreß“ im Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefebene<br />
Chryse Planitia alte, durch vulkanische Oberflächenablagerungen abge<strong>de</strong>ckte Einschlagkrater<br />
nachgewiesen wer<strong>de</strong>n, die zeitlich <strong>de</strong>m Noachien zuzuordnen sind.<br />
Gegenwärtig spielen jedoch we<strong><strong>de</strong>r</strong> vulkanische noch irgendwelche tektonische Prozesse bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Oberflächengenerierung eine Rolle. Lediglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Transport von Sand <strong>und</strong> Staub durch Wind führen zu<br />
einer langsamen Erosion. Dazu kommen noch bestimmte glaziale Prozesse, die damit<br />
zusammenhängen, daß es auf <strong>de</strong>m Mars eine Art von Permafrostbo<strong>de</strong>n gibt, in <strong>de</strong>nen nach <strong>de</strong>n letzten<br />
Messungen von „Mars Odyssey“ sehr viel Wassereis geb<strong>und</strong>en bzw. eingelagert ist (bis zu 50<br />
Volumenprozent). Das erklärt auch, warum beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>n Polarregionen Oberflächenstrukturen<br />
vorhan<strong>de</strong>n sind, die stark <strong>de</strong>nen ähneln, wie man sie z.B. auch in Alaska vorfin<strong>de</strong>t (z.B. Bruchmuster,<br />
die auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> durch Spaltenfrost verursacht wer<strong>de</strong>n).<br />
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