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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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50<br />

Inneres Sonnensystem<br />

Die Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Seismologie ist es <strong>de</strong>mnach, aus <strong>de</strong>n Laufzeitkurven, die von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

seismologischen Stationen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> erhalten wer<strong>de</strong>n, die Funktionen p ( r),<br />

g ( r)<br />

<strong>und</strong> ρ (r)<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>art<br />

zu bestimmen, das eine Dichte- <strong>und</strong> Druckverteilung heraus kommt, die mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdmasse <strong>und</strong> ihrem<br />

mittleren Trägheitsmoment verträglich ist. Da die seismischen Geschwindigkeiten von zwei elastischen<br />

Konstanten abhängen, erscheint die Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dichteverteilung aus Laufzeitkurven auf <strong>de</strong>m<br />

ersten Blick ein nicht zu lösen<strong>de</strong>s Problem zu sein. Nun gilt aber im Fall <strong>de</strong>s hydrostatischen<br />

Gleichgewichts für die Druckverteilung im Erdinnern<br />

dp<br />

dr<br />

= −ρ<br />

g<br />

[1.4]<br />

(g Schwerebeschleunigung)<br />

<strong>und</strong> für die Dichteän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

d ∂ dp<br />

=<br />

dr ∂p<br />

dr<br />

ρ ρ<br />

[1.5]<br />

Erinnert man sich noch, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Kompressionsmodul κ <strong><strong>de</strong>r</strong> Quotient aus <strong><strong>de</strong>r</strong> auf einen Körper<br />

wirken<strong>de</strong>n Druckän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung dp <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> daraus resultieren<strong>de</strong>n Dichteän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung d ρ , multipliziert mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Dichte ρ ist, dann kann man mit (1.2) <strong>und</strong> (1.4) schreiben<br />

2 4 2<br />

cP − cS<br />

3<br />

=<br />

κ ∂p<br />

= Φ =<br />

ρ ∂ρ<br />

[1.6]<br />

wobei man Φ als „seismischen Parameter“ bezeichnet. Kombiniert man (1.6) mit (1.4), dann erhält<br />

man die Adams-Williamson-Gleichung:<br />

( r) G M ( r)<br />

dρ ( r) ρ(<br />

r) g( r)<br />

ρ<br />

= − = −<br />

dr Φ( r) Φ(<br />

r) r<br />

mit<br />

( )<br />

dM r<br />

d r<br />

= 4π<br />

ρ<br />

( )<br />

2<br />

r r<br />

2<br />

[1.7]<br />

Diese Gleichung kann für <strong>de</strong>n Fall, daß die Dichte eine stetige Funktion ist, integriert wer<strong>de</strong>n. Für die<br />

Er<strong>de</strong> trifft das in etwa für <strong>de</strong>n oberen Mantel unterhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Lithosphäre, <strong>de</strong>n unteren Mantel sowie <strong>de</strong>n<br />

äußeren <strong>und</strong> inneren Erdkern zu. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Gr<strong>und</strong>lage dieser Gleichung wur<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>n 50ziger Jahre<br />

<strong>de</strong>s vorigen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts aus <strong>de</strong>n immer genauer bestimmten Geschwindigkeiten seismischer Wellen<br />

Dichteprofile <strong>de</strong>s Erdinneren berechnet. Seit etwa einem Jahrzehnt liegen auch sehr <strong>de</strong>taillierte<br />

Eigenschwingungsmo<strong>de</strong>lle <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> vor, aus <strong>de</strong>nen sich unabhängig von (1.7) die Funktion ρ ( r)<br />

bestimmen läßt. Außer<strong>de</strong>m. lassen sich gera<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n meßbaren Eigenschwingungsmo<strong>de</strong>n die<br />

Bereiche im Erdinneren nachweisen, in <strong>de</strong>nen Konvektion stattfin<strong>de</strong>t. Bemerkenswert ist, daß bei<strong>de</strong><br />

Verfahren ungefähr die gleichen Dichtefunktionen (letztere mit besserer dreidimensionaler räumlicher<br />

Auflösung) liefern.

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