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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Venus<br />

Die Atmosphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus läßt sich - ähnlich wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> - in einzelne Bereiche aufteilen. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Venus ist dieser Aufbau naturgemäß noch nicht ganz so <strong>de</strong>tailliert bekannt wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Man kann<br />

aber auf je<strong>de</strong>n Fall zwei größere Bereiche sehr gut unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Tiefe <strong>und</strong> mittlere Atmosphäre – Troposphäre / Mesosphäre<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus reicht diese Atmosphärenschicht bis in etwa 100 km Höhe. Oberhalb von 40 km<br />

befin<strong>de</strong>t sich die durchgehen<strong>de</strong> Wolkenschicht, die <strong>de</strong>n Blick auf die Planetenoberfläche vollständig<br />

versperrt.<br />

Am Bo<strong>de</strong>n, bei einem Luftdruck von ca. 90 Bar, herrscht eine Temperatur von ca. 460° C. Nach oben<br />

nimmt sie bis in eine Höhe von 80 km kontinuierlich ab <strong>und</strong> bleibt bis zum En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Troposphäre auf<br />

einem relativ konstanten Wert.<br />

Durch die im Vergleich zur Er<strong>de</strong> fehlen<strong>de</strong>n Ozonschicht kommt es zu keiner lokalen Erwärmung<br />

oberhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Troposphäre. Zwar hat die Eintauchson<strong>de</strong> Vega 2 in einer Höhe von ca. 62 km eine<br />

leichte Temperaturinversion vorgef<strong>und</strong>en (9 K). Wie man sie einzuordnen hat, ist jedoch noch unklar.<br />

Thermosphäre<br />

Oberhalb von 110 km Höhe beginnt auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagseite die Thermosphäre <strong>und</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachtseite die<br />

sogenannte Kryosphäre. Letztere wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m griechischen Wort für „Frost“ benannt, da sie sich<br />

sehr stark (auf ca. – 173° C) abkühlt. Aber auch die Temperaturen <strong><strong>de</strong>r</strong> Thermosphäre auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagseite<br />

bleiben noch weit unter (bis 600 K) <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatur <strong><strong>de</strong>r</strong> Thermosphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> zurück. Die Ursache<br />

für diesen Effekt liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> im Vergleich zur Venus schnellen Rotation <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>, welche die<br />

Ausbildung einer Temperaturdifferenz zwischen Tag- <strong>und</strong> Nachtseite verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

Vergleicht man die Temperaturprofile von Er<strong>de</strong> <strong>und</strong> Venus, dann fällt folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Sachverhalt auf: Die<br />

Venus ist „unten“ heiß <strong>und</strong> „oben“ kalt. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist es genau umgekehrt.<br />

Da sich die Venus näher an <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne befin<strong>de</strong>t, erhält sie (bezogen auf die gesamte Oberfläche <strong>de</strong>s<br />

Planeten) knapp die doppelte Strahlungsenergie als die Er<strong>de</strong> (ca. 655 W/m² an <strong><strong>de</strong>r</strong> Obergrenze <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wolken). Aufgr<strong>und</strong> ihres großen Albedowertes von 0.76 bleiben jedoch effektiv nur noch ca. 157<br />

W/m² übrig, von <strong>de</strong>nen ca. 15 W/m² von <strong><strong>de</strong>r</strong> Planetenoberfläche <strong>und</strong> 142 W/m² von <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre<br />

absorbiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> beträgt die Einstrahlung bei einen mittleren Albedo von 0.305 immerhin noch 238 W/m²,<br />

von <strong>de</strong>nen 76 W/m² beim Durchgang durch die Atmosphäre <strong>und</strong> 162 W/m² von <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche<br />

absorbiert wer<strong>de</strong>n. Deshalb sollte man eigentlich erwarten, daß die mittlere Oberflächentemperatur <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Venus geringer ist als auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Das ist aber offensichtlich nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Die Ursache für diese<br />

Erscheinung liegt in einem Phänomen, <strong>de</strong>n man als Treibhauseffekt bezeichnet. Er ist auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s stark ausgeprägt, weil das Kohlendioxid als Hauptbestandteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre einen Teil <strong>de</strong>s<br />

Sonnenlichts bis zur Planetenoberfläche hindurch läßt, wo es absorbiert <strong>und</strong> anschließend als<br />

Infrarotstrahlung wie<strong><strong>de</strong>r</strong> reemittiert wird. Diese Infrarotstrahlung kann aber nicht in <strong>de</strong>n Kosmos<br />

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