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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Obere Wolkenschicht<br />

42<br />

Inneres Sonnensystem<br />

Diese Schicht beginnt in 57 km Höhe <strong>und</strong> hat eine unscharfe obere Grenze in ungefähr 70 km Höhe bei<br />

einer Temperatur, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe <strong>de</strong>s erwarteten Phasenübergangs flüssig-fest von 75-90%-iger<br />

Schwefelsäure liegt, aus <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> smogartigen Dunst hauptsächlich besteht.<br />

Ober- <strong>und</strong> unterhalb dieser Wolkenschichten gibt es noch Zonen von leichtem, d.h. optisch dünnen<br />

Dunst. Unterhalb von 30 km Höhe ist die Venusatmosphäre praktisch durchsichtig.<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Dunstschicht zwischen 70 <strong>und</strong> 90 km Höhe wird für die Strukturen verantwortlich<br />

gemacht, die man auf UV-Aufnahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus <strong>de</strong>utlich erkennen kann.<br />

Interessant ist auch die Erkenntnis, daß es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusatmosphäre offenbar keinen Staub gibt <strong>und</strong><br />

zwar nicht einmal in <strong>de</strong>n dichten <strong>und</strong> heißen Oberflächenschichten, wie die Messungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sowjetischen Venuslan<strong><strong>de</strong>r</strong> zeigen.<br />

Im Vergleich zur Er<strong>de</strong> kann man die Venuswolken eigentlich gar nicht als „Wolken“ im<br />

herkömmlichen Sinn bezeichnen. Venuswolken ähneln eher <strong>de</strong>m Smog über Großstädten an einem<br />

warmen windstillen Sommertag. Das sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> aus als völlig <strong>und</strong>urchsichtig erscheinen liegt an<br />

ihrer vertikalen Mächtigkeit von ungefähr 20 km. Die Sichtweite innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolkenschicht dürfte<br />

ungefähr einem Kilometer betragen. Ihre Gesamtmasse beträgt weniger als ein Zehntel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wolkenmasse <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>.<br />

Die Chemie <strong><strong>de</strong>r</strong> Venuswolken scheint sehr komplex zu sein. Wie bereits erwähnt, wird sie durch<br />

Schwefel-, Chlor <strong>und</strong> Phosphorverbindungen bestimmt. Alles Elemente, die verdächtig an<br />

Vulkanismus erinnern. Womit man wie<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage ist, ob es auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus rezenten Vulkanismus<br />

gibt. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits haben Atmosphärenchemiker Reaktionskreisläufe entwickelt, welche die chemische<br />

Stabilität <strong><strong>de</strong>r</strong> Aerosolwolken auch ohne rezenten Vulkanismus erklären können, wenn es nur in ferner<br />

Vergangenheit einmal vulkanische Aktivitäten gegeben hat, was ja zweifellos <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war.<br />

Magnetfeld<br />

Venus besitzt kein eigenes Magnetfeld (Oberflächenfeldstärke < 10 nT). Dieser Fakt ist insofern<br />

verwun<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, da sie in Größe <strong>und</strong> inneren Aufbau stark <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ähnelt. Ein wesentlicher Unterschied<br />

zur Er<strong>de</strong> ist jedoch die geringe Rotationsdauer von 243 Tagen. Man vermutet, daß die Venus aufgr<strong>und</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> geringen Rotationsgeschwindigkeit über <strong>de</strong>n Dynamoeffekt kein intrinsisches Magnetfeld<br />

ausbil<strong>de</strong>n kann. Das be<strong>de</strong>utet jedoch nicht, daß sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit keinen aktiven Dynamo<br />

besessen hat. Die überaus mächtige Atmosphäre läßt das eher vermuten. Eine Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Oberflächengesteine nach Spuren eines ehemaligen Magnetfel<strong>de</strong>s (wie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> üblich) ist lei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auch nicht möglich, da <strong><strong>de</strong>r</strong>en Temperatur (ca. 750 K) weit oberhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Curie-Temperatur liegt.<br />

Trotz<strong>de</strong>m entsteht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>s Sonnenwin<strong>de</strong>s eine sogenannte induzierte<br />

Magnetosphäre, da Venus eine Ionosphäre besitzt. Eine genaue Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Daten von Pioneer-Venus-<br />

Orbiter hat in etwa folgen<strong>de</strong>s Bild ergeben: Der anströmen<strong>de</strong> Sonnenwind wird von <strong><strong>de</strong>r</strong> Ionosphäre<br />

abgelenkt <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>t wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> eine Stoßfront aus. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonnenseite befin<strong>de</strong>t sie sich in ca.

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