Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Er<strong>de</strong><br />
Faltengebirgsbildungen (z.B. Sierra Nevada), welche die weltweite alpidische Orogenese einleiteten. In<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> frühen Krei<strong>de</strong>zeit (vor 125 Millionen Jahre) trennte sich Afrika endgültig von Südamerika <strong>und</strong><br />
auch das Riftsystem zwischen Grönland <strong>und</strong> Skandinavien wur<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aktiv. Im Bereich <strong>de</strong>s kleiner<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Tethys-Ozeans brach von Gondwana die indische Platte ab <strong>und</strong> begann mit einer<br />
Geschwindigkeit von ca. 16 cm/Jahr in nördlicher Richtung zu verdriften. Als sie im unteren Eozän<br />
(vor 50 Millionen Jahre) schließlich gegen <strong>de</strong>n eurasischen Kontinent prallte, wur<strong>de</strong> als Reaktion<br />
darauf das mächtige Himalaya-Gebirge aufgefaltet.<br />
Bereits vor etwa 80 Millionen Jahren stieß <strong><strong>de</strong>r</strong> Atlantik bei seiner Nordausbreitung zunächst in <strong>de</strong>n<br />
Bereich zwischen Grönland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Nordosten Kanadas vor, wobei die Labradorsee entstand.<br />
Ungefähr Zeitgleich begannen sich die südlichen Kordilleren (An<strong>de</strong>n) aufzufalten <strong>und</strong> Australien<br />
trennte sich vom antarktischen Kontinent. Später bil<strong>de</strong>ten sich weitere Bruchsysteme. So z.B. eine<br />
3000 Kilometer lange Spaltenzone, die sich von Sü<strong>de</strong>ngland bis nach Nordnorwegen erstreckte.<br />
Unsere europäischen Alpen entstan<strong>de</strong>n erst vor etwa 30-35 Millionen Jahren, als die afrikanische Platte<br />
nach Nor<strong>de</strong>n driftete <strong>und</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> eurasischen Platte kollidierte. Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Druck noch heute anhält, ist die<br />
Auffaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpen noch nicht abgeschlossen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft wird sich das Mittelmeer bei Gibraltar<br />
schließen <strong>und</strong> sich dafür im östlichen Teil über die Aufweitung <strong>de</strong>s Golfs von Suez <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Roten<br />
Meer zum indischen Ozean öffnen. Die Ursache ist eine Drehung <strong>de</strong>s afrikanischen Kontinents im<br />
Uhrzeigersinn, welche mit einem ausge<strong>de</strong>hnten Grabenbruchsystem in Ostafrika im Zusammenhang<br />
steht.<br />
Die Dynamik <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdkruste läßt zwar die großen Kontinentalblöcke weitgehend unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Ihre Lage<br />
auf <strong>de</strong>m Planeten <strong>und</strong> die Größe <strong>und</strong> Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ozeane sind dagegen zeitlich variabel. Heute mißt<br />
man an manchen Plattenrän<strong><strong>de</strong>r</strong>n in extremen Fällen Driftgeschwindigkeiten bis zu 10 cm pro Jahr.<br />
Normal sind zwei bis 5 Zentimeter im Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Die Entstehung von Ozeanen infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Plattentektonik zeigt Regelmäßigkeiten, die im Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s<br />
Wilson-Zyklus zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n. Entwickelt wur<strong>de</strong> dieses Mo<strong>de</strong>ll 1970 von <strong>de</strong>m kanadischen<br />
Geologen JOHN TUZO WILSON (1908-1993).<br />
Der Wilson-Zyklus<br />
Wie JOHN TUZO WILSON 1970 zeigen konnte, führt die Großplattentektonik <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdkruste zu einem<br />
zyklischen Geschehen, das man kurz als Öffnen <strong>und</strong> Schließen eines Ozeans bezeichnen kann. Das<br />
Wirken dieses Zyklus (eine typische Zeitskala liegt bei 200 bis 300 Millionen Jahre) ist an vielen<br />
Stellen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> geologisch nachweisbar, so daß seine Existenz gesichert ist.<br />
Ein kompletter Wilson-Zyklus besteht im Wesentlichen aus 7 Phasen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stadien:<br />
a) Ruhe- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Hot Spot -Phase<br />
Unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Lithosphäre bil<strong>de</strong>t sich ein „Hot Spot“, verursacht durch einem <strong>de</strong>n Erdmantel<br />
durchdringen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> aufsteigen<strong>de</strong>n Mantelplume. Es entsteht aktiver Vulkanismus in Form eines<br />
kontinentalen Innenplatten-Vulkanismus (wie z.B. in <strong><strong>de</strong>r</strong> Eifel) o<strong><strong>de</strong>r</strong> - wenn sich <strong><strong>de</strong>r</strong> „Hot Spot“ unter<br />
ozeanischer Kruste bil<strong>de</strong>t - in Form eines ozeanischen Intraplatten-Vulkanismus, wie er sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
eindrucksvoll am Hawaii-Archipel studieren läßt.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wird angenommen, daß sich <strong><strong>de</strong>r</strong> aufsteigen<strong>de</strong> Mantelplume (Diapir) unter kontinentaler<br />
Kruste befin<strong>de</strong>t.<br />
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