Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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72<br />
Inneres Sonnensystem<br />
Die Exosphäre (> 500 km) schließt sich je nach Definition in 500 - 1000 km Höhe an. Hier ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Druck bereits so niedrig, daß von einem Vakuum gesprochen wer<strong>de</strong>n kann. Gasteilchen, die bis in eine<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>artige Höhe transportiert wer<strong>de</strong>n, haben die Chance, <strong>de</strong>n Einflußbereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> zu verlassen.<br />
Was auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> gemeinhin als Klima <strong>und</strong> Wetter bezeichnet wird, spielt sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> unteren<br />
Troposphäre ab. Die Sonne erwärmt am stärksten die Äquatorregion, während die Polargebiete wegen<br />
<strong>de</strong>s tieferen Sonnenstands weniger Energie abbekommen. Es entsteht <strong>de</strong>mnach ein Temperaturgradient<br />
von <strong>de</strong>n Polen zum Äquator. Nun ist allgemein bekannt, daß sich bei Erwärmung die Luft aus<strong>de</strong>hnt<br />
(ihre Dichte wird geringer) <strong>und</strong> sich bei Abkühlung zusammenzieht (sie wird „schwerer“). Die<br />
„schwere“ polare Luft sollte <strong>de</strong>mnach am Erdbo<strong>de</strong>n in Richtung Äquator fließen, während die am<br />
Äquator erwärmte Luft aufsteigt <strong>und</strong> sich in Richtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdpole bewegt. O<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>s ausgedrückt,<br />
man erwartet eine meridionale Zirkulation, bei welcher in Erdbo<strong>de</strong>nnähe <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste Luftdruck an <strong>de</strong>n<br />
Polen <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> niedrigste am Äquator zu fin<strong>de</strong>n ist. In <strong>de</strong>n höheren Schichten <strong><strong>de</strong>r</strong> unteren Troposphäre<br />
sollte es genau umgekehrt sein. Die Zirkulation versucht diesen Druckunterschied auszugleichen.<br />
Der Druckunterschied zwischen zwei Gebieten führt zur Druckgradientenkraft F die bewirkt, daß<br />
p<br />
Luft immer von Hoch- zu Tiefdruckgebieten fließt, was man gemeinhin als Wind bezeichnet. Ihre<br />
Größe läßt sich mit folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehung berechnen:<br />
m<br />
F p = − grad ( P)<br />
[1.8]<br />
ρ<br />
m ist die Masse <strong>de</strong>s Luftpakets <strong>und</strong> ρ <strong>de</strong>ssen Dichte. Der Luftdruckunterschied (gemessen in Pa/m)<br />
ist durch <strong>de</strong>n Druckgradienten gegeben.<br />
Dieses einfache Mo<strong>de</strong>ll beschreibt die Wirklichkeit nur sehr schlecht. Die Strömungsverhältnisse in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Erdatmosphäre sind be<strong>de</strong>utend komplizierter. Ein Gr<strong>und</strong> dafür ist die relativ schnelle Rotation <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Er<strong>de</strong>, die zu Trägheitskräften führt, welche die Luft- als auch die Meeresströmungen stark<br />
beeinflussen. Interessant in diesem Zusammenhang ist nur die Corioliskraft<br />
F = 2m<br />
ω× v . [1.9]<br />
c<br />
π −<br />
2<br />
wobei ω die Winkelgeschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist ( ω =<br />
T<br />
eines Luftpakets ist.<br />
= 7.27 ⋅10<br />
5<br />
) <strong>und</strong> v die Geschwindigkeit<br />
Die Horizontalkomponente von (1.9) berechnet sich zu (mit ϕ =geographische Breite):<br />
F = 2m ω sin ϕ v<br />
[1.10]<br />
CH<br />
Sie wirkt immer unter einem rechten Winkel zur Bewegungsrichtung, also nach rechts auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Nordhalbkugel <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> <strong>und</strong> nach links auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Südhalbkugel. Obwohl die Größe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Coriolisbeschleunigung nur sehr gering ist, hat sie doch einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einfluß auf die<br />
Meridionalzirkulation: Die in Richtung Äquator verlaufen<strong>de</strong>n Strömungen führen <strong>de</strong>mnach zu<br />
Ostwin<strong>de</strong>n, die warmen Strömungen in <strong>de</strong>n oberen Schichten dagegen zu Westwin<strong>de</strong>n. Aber auch<br />
dieses Bild ist noch viel zu einfach, um die wahren Verhältnisse zu wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spiegeln. Durch<br />
unterschiedliche Wolkenbe<strong>de</strong>ckung <strong>und</strong> unterschiedlichen Untergr<strong>und</strong> kommt es natürlich zu keiner in