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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Biosphäre<br />

74<br />

Inneres Sonnensystem<br />

Die Er<strong>de</strong> beherbergt unter <strong>de</strong>m Schutz seiner dichten Atmosphäre eine Daseinsform <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie, die<br />

sie nach allem, was wir heute wissen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu wissen glauben, zu etwas Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>em macht: Leben. Es<br />

ist nicht einfach zu <strong>de</strong>finieren, was man unter „Leben“ verstehen soll. Aber soviel ist sicher, daß es das<br />

Antlitz <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten drei Milliar<strong>de</strong>n Jahren auf eine diffizile Art <strong>und</strong> Weise geformt <strong>und</strong><br />

beeinflußt hat, das man meinen könnte, bei<strong>de</strong> zusammen bil<strong>de</strong>n eine Einheit, eine Art Überorganismus.<br />

Das ist natürlich nur metaphorisch gemeint, obwohl man dafür einen hübschen Namen erf<strong>und</strong>en hat –<br />

Gaja-Hypothese (JAMES LOVELOCK, 1979).<br />

Über die Frage, ob im Kosmos Leben häufig o<strong><strong>de</strong>r</strong> eher selten o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar nur eine Ausnahme ist, kann<br />

man nur Mutmaßungen anstellen. Ein Beispiel ist zwar ein Existenzbeweis, aber für eine statistische<br />

Analyse weitgehend ungeeignet. Also muß man versuchen näher zu ergrün<strong>de</strong>n, wie <strong>und</strong> warum Leben<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>n ist, nach welchen Prinzipien es sich entwickelt <strong>und</strong> wie hoch die<br />

Wahrscheinlichkeiten sind, auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Welten ähnliche Bedingungen vorzufin<strong>de</strong>n.<br />

Wir kennen nur eine Art von Leben. Es beruht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlenstoffchemie <strong>und</strong> verwen<strong>de</strong>t für seinen<br />

körperlichen Aufbau im wesentlichen Eiweiße (Proteine) <strong>und</strong> zum Speichern seines eigenen Bauplans<br />

DNS (Desoxribonukleinsäure) bzw. RNS (Ribonukleinsäure). Solange es „lebt“, befin<strong>de</strong>t es sich mit<br />

seiner Umgebung in einer Art von Fließgleichgewicht, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich in einem intakten Stoffwechsel<br />

(Metabolismus) äußert. Dieser erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eine stabile äußere Energiequelle, die auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> primär von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne in Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonneneinstrahlung geliefert wird. Es gibt aber auch Lebensgemeinschaften, die<br />

in erster Linie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> chemischen Energie von Schwefelverbindungen beruhen, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefsee,<br />

genauer im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> mittel-ozeanischen Rücken, durch vulkanische Tätigkeit aus <strong>de</strong>m Erdinneren<br />

freigesetzt wer<strong>de</strong>n. Und Leben muß nicht zuletzt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sein, sich selbst zu reproduzieren<br />

(Vermehrung).<br />

Über die Elementarvorgänge, die schließlich zur Bildung „leben<strong><strong>de</strong>r</strong>“ Moleküle bzw. Molekülaggregationen<br />

führten, kann auch heute noch trotz intensiver Forschung nur – wenn auch auf hohem<br />

Niveau – spekuliert wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine durchaus überraschen<strong>de</strong> Tatsache ist, daß das Leben offensichtlich relativ schnell auf die Bühne<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erdgeschichte trat, nach<strong>de</strong>m sich unser Planet nach seiner Entstehung auf erträgliche Temperaturen<br />

abgekühlt hatte <strong>und</strong> die ersten offenen Ozeane entstan<strong>de</strong>n sind. Es ist ziemlich sicher, daß es bereits<br />

vor ca. 3 ½ Milliar<strong>de</strong>n Jahren erste Mikroorganismen in großer Zahl gegeben hat. Davon zeugen<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Schichtgesteine, die man als Stromatholithe bezeichnet <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en älteste Formationen aus<br />

diesen Zeiten stammen. Stromatholithe sind nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als versteinerte Kolonien von Bakterien.<br />

Bakterien wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um sind - um gleich ein Vorurteil auszuräumen - keineswegs primitive Organismen.<br />

Sie bestehen aus einer Zelle mit einer Membran, die es vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Außenwelt schützt <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Schutz<br />

hochkomplexe chemische Prozesse ablaufen. Man muß <strong>de</strong>shalb noch einmal ca. 300 bis 500 Millionen<br />

Jahre zurückgehen, um <strong>de</strong>n Zeitraum zu spezifizieren, wo aus abiotischer Materie eine <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstreplikation fähige Materieform entstan<strong>de</strong>n ist, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> sich schließlich vor 3 ½ Milliar<strong>de</strong>n Jahren<br />

die ersten einzelligen Mikroorganismen entwickelt haben.

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