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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Mars<br />

Die Frage, ob es auf <strong>de</strong>m Mars Leben gibt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob es auf diesem Planeten einmal Leben gegeben hat<br />

(als dafür die Bedingungen noch besser waren), bleibt weiterhin spannend (2007). Es gibt auf diese<br />

Frage einfach noch keine Antwort. Irdisches Leben in Form von an extreme Umweltbedingungen<br />

angepaßten Bakterien (Extremophile) können je<strong>de</strong>nfalls unter Marsbedingungen ge<strong>de</strong>ihen <strong>und</strong> sich<br />

sogar vermehren, wie eine ganze Reihe von Experimenten gezeigt haben. Aber da man noch nicht<br />

einmal weiß, wie das Leben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> frühen Er<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>n ist, bleiben - solange konkrete Nachweise<br />

fehlen - alle Mutmaßungen über marsianische Lebensformen Spekulation. Wenn es aber im<br />

Sonnensystem außer auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> doch noch irgendwo Leben geben sollte, dann ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars ohne<br />

Zweifel die erste Adresse dafür. Aus diesem Gr<strong>und</strong> war es ganz natürlich, daß man die ersten<br />

Marslan<strong><strong>de</strong>r</strong>, die Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> 70ziger Jahre <strong>de</strong>s vorigen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts die Marsoberfläche erreichten<br />

(Viking 1 <strong>und</strong> 2), mit ausgeklügelten Experimenten ausgestattet hatte um zumin<strong>de</strong>st einen Hinweis auf<br />

außerirdisches Leben zu fin<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse waren lei<strong><strong>de</strong>r</strong> indifferent <strong>und</strong> nicht interpretierbar, so<br />

daß die Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt waren. Ein neuer Anlauf in dieser Hinsicht ist mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Son<strong>de</strong> Phoenix geplant, <strong>de</strong>ssen Lan<strong><strong>de</strong>r</strong> im Bereich <strong>de</strong>s wasserreichen, aber eisigen Nordpols ab 2008<br />

nach Leben suchen soll.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufmerksamkeit auch außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Community erregte die 1996<br />

bekanntgegebene Ent<strong>de</strong>ckung von vermeintlichen Lebensspuren in einem Meteoriten aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Antarktis<br />

(ALH 84001), <strong><strong>de</strong>r</strong> zweifelsfrei vom Mars stammte. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um einen kataklastischen<br />

Orthopyroxenit, <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechend seines Bestrahlungsalters vor ca. 15 Millionen Jahren <strong>de</strong>n Mars bei<br />

einem Impakt verlassen haben soll. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> elektronenmikroskopischen Untersuchung fielen DAVID<br />

S.MCKAY <strong>und</strong> seinen Mitarbeitern längliche Strukturen im Nanometer-Bereich auf, die verblüffend<br />

(bis auf ihre zu geringe Größe) irdischen Bakterien ähnelten. Heute ist diese Deutung weitgehend<br />

umstritten <strong>und</strong> nur noch wenige Wissenschaftler, die sich mit dieser Materie beschäftigen, gehen davon<br />

aus, daß man es mit fossilierten „Marsbakterien“ zu tun hat. Wenn es sich wirklich um Mikrofossilien<br />

han<strong>de</strong>ln sollte (was keineswegs klar ist), dann han<strong>de</strong>lt es sich eher um Verunreinigungen irdischen<br />

Ursprungs. Auch die Ent<strong>de</strong>ckung von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAH,<br />

„Polycyclic Aromatic Hydrocarbons“) im gleichen Meteoriten ist kein Beweis für außerirdisches<br />

Leben, obwohl diese Stoffe häufig beim Zerfall von Bakterien entstehen.<br />

Da wir wissen, das Leben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> relativ schnell entstan<strong>de</strong>n ist (innerhalb von wenigen 100<br />

Millionen Jahren nach<strong>de</strong>m die Umweltbedingungen dafür geeignet waren) , gibt es auch eine gewisse<br />

Wahrscheinlichkeit, daß dieselben o<strong><strong>de</strong>r</strong> ähnlichen biochemischen Prozesse auch auf einem „feuchten“<br />

<strong>und</strong> „warmen“ Mars stattgef<strong>und</strong>en haben. Da sich aber anschließend die Umweltbedingungen relativ<br />

schnell verschlechterten (es wur<strong>de</strong> trocken <strong>und</strong> kalt), dürften heute nur noch wenige ökologische<br />

Nischen auf <strong>de</strong>m Mars vorhan<strong>de</strong>n sein, in die sich primitive Mikroorganismen zurückgezogen haben<br />

könnten. Das betrifft insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die im Untergr<strong>und</strong> wasser(eis)reichen gemäßigten Breiten sowie die<br />

Polarregionen mit ihren permanenten Wassereiskappen. Glaubt man <strong>de</strong>n Evolutionsbiologen, dann<br />

stehen die Chancen jedoch ziemlich schlecht, en<strong>de</strong>mische Marsorganismen zu fin<strong>de</strong>n. Eher kann es<br />

sein, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars einmal in früherer Zeit von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> „angesteckt“ wur<strong>de</strong>. Denn wenn ein Meteorit<br />

vom Mars auf die Er<strong>de</strong> gelangen kann, ist sicherlich auch <strong><strong>de</strong>r</strong> umgekehrte Weg möglich.<br />

Methan in <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre<br />

Die Ent<strong>de</strong>ckung, daß es auf <strong>de</strong>m Mars das Treibhausgas Methan in einer unerwartet hohen<br />

Konzentration gibt (ca. 10 ppbv (parts per billion by volume), hat unter <strong>de</strong>n Astrobiologen einiges<br />

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