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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Venus<br />

Ursache dafür, daß sich auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordhalbkugel Zyklone von West nach Ost bewegen <strong>und</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Südhalbkugel genau an<strong><strong>de</strong>r</strong>sherum. Sie hält <strong><strong>de</strong>r</strong> Druckgradientenkraft, die für die Ausbildung von<br />

Strömungen zwischen Orten unterschiedlichen Luftdrucks verantwortlich ist, das Gleichgewicht<br />

(Meteorologen sprechen genauer von einem geostrophischen Gleichgewicht). Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus wird<br />

dieser Part von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tangentialkomponente <strong><strong>de</strong>r</strong> Zentrifugalkraft übernommen. Es bil<strong>de</strong>t sich ein<br />

sogenanntes zyklostrophisches Gleichgewicht aus <strong>und</strong> die Strömungen verlaufen hochgradig parallel<br />

zum Äquator. Wichtige Details <strong><strong>de</strong>r</strong> Entstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Superrotation <strong><strong>de</strong>r</strong> oberen Atmosphärenschichten<br />

sind aber weiterhin ungeklärt. Man erhofft sich, daß die Messungen <strong><strong>de</strong>r</strong> ESA-Planetenson<strong>de</strong> „Venus<br />

Expreß“ mit ihren empfindlichen Meßgeräten Licht in dieses heute nur z.T. verstan<strong>de</strong>ne Phänomen<br />

bringt.<br />

Die Venuswolken befin<strong>de</strong>n sich in mehreren, gut zu unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schichten in einem<br />

Höhenbereich zwischen 48 <strong>und</strong> 70 km. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich nicht um Wasserdampfwolken wie auf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vielmehr um einen Dunst aus mikroskopisch kleinen Tröpfchen konzentrierter<br />

Schwefelsäure. Interessant ist, daß man zu dieser Erkenntnis bereits 1974 gekommen ist, bevor<br />

automatische Son<strong>de</strong>n die Wolken selbst erk<strong>und</strong>en konnten. Aus genauen polarimetrischen Messungen<br />

im Vergleich mit theoretischen Erwägungen haben J.E.HANSEN <strong>und</strong> J.W.HOVENIER damals die<br />

Vermutung geäußert, daß kleine kugelförmige Tröpfchen (Durchmesser in <strong><strong>de</strong>r</strong> Größenordnung von<br />

einem Mikrometer) mit <strong>de</strong>n Brechungseigenschaften von 75 bis 90%-iger Schwefelsäure ( H 2SO 4 ) die<br />

Beobachtungsergebnisse am besten erklären. Diese Vermutung konnte später „vor Ort“ bestätigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Man kann in <strong><strong>de</strong>r</strong> vertikalen Richtung sehr gut drei Wolkenschichten, die durch gut <strong>de</strong>finierte<br />

Übergangszonen mit einer Mächtigkeit von ungefähr einem halben Kilometer getrennt sind,<br />

unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Untere Wolkenschicht<br />

Diese Schicht besteht aus Aerosolen aus Phosphorsäuren <strong>und</strong> elementaren Schwefel. Sie beginnt in<br />

einer Höhe von 47 km <strong>und</strong> erstreckt sich bis in eine Höhe von ca. 51 km. Die meisten „Tröpfchen“ sind<br />

nur ungefähr 0.2 µm groß. In einem Kubikzentimeter befin<strong>de</strong>n sich im Durchschnitt 1300 Teilchen<br />

unterschiedlicher Größe.<br />

Mittlere Wolkenschicht<br />

Höhenbereich zwischen 51 km <strong>und</strong> 57 km. Die mittlere Teilchendichte ist mit r<strong>und</strong> 300<br />

41<br />

3<br />

cm − geringer<br />

als in <strong><strong>de</strong>r</strong> darunter liegen<strong>de</strong>n Zone, obwohl sie die Hauptmasse <strong><strong>de</strong>r</strong> Venuswolken enthält. Nach <strong>de</strong>n<br />

Messungen von Venera 12 kommen die Teilchen in drei verschie<strong>de</strong>nen <strong>und</strong> gut unterscheidbaren<br />

Größen vor wobei man annimmt, daß es sich bei <strong>de</strong>n größten Partikeln nicht um Flüssigkeitstropfen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um kristalline Festkörper (Schwefel?) han<strong>de</strong>lt. Chemische gesehen bestehen die<br />

wolkenbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aerosole aus konzentrierter Schwefelsäure sowie aus chlorhaltigen Verbindungen,<br />

wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil von Schwefel <strong>de</strong>n Anteil von Chlor um fast eine Größenordnung übersteigt (Venera<br />

13 <strong>und</strong> 14).

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