Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Merkur<br />
schließen kann. Man ist also auf Mo<strong>de</strong>llrechnungen angewiesen, die natürlicherweise von <strong>de</strong>n<br />
Bedingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ausgehen.<br />
Strukturen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche seiner Kruste <strong>de</strong>uten darauf hin, daß Merkur nach seiner Entstehung <strong>und</strong><br />
Differentationsphase ziemlich schnell ausgekühlt ist <strong>und</strong> heute wahrscheinlich nur noch einen kleinen<br />
aufgeschmolzenen Kern besitzt. Daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Kernbereich flüssig ist, kann auch ohne seismische<br />
Messungen mit relativer Sicherheit behauptet wer<strong>de</strong>n. Die Bewegung <strong>de</strong>s Planeten auf seiner Bahn<br />
wird durch eine Art „Ruckelbewegung“ überlagert, die sich nur erklären läßt, wenn das Planeteninnere<br />
im flüssigen Zustand ist. Merkur ähnelt in diesem Zusammenhang einem geworfenen rohen Ei.<br />
Die Abkühlung <strong>de</strong>s Planeten führte im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zu einer Schrumpfung von 1 bis 2 Kilometern im<br />
Radius, was auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Merkuroberfläche zur Ausbildung von Verwerfungsstrukturen (sogenannte<br />
„scarps“) geführt hat.<br />
Das von Mariner 10 gemessene Magnetfeld (ca. 300 nT) bil<strong>de</strong>t ein Dipolfeld, <strong>de</strong>ssen Achse annähernd<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Rotationsachse zusammenfällt. Es wird entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> durch einen rudimentären Dynamoeffekt<br />
aufrechterhalten o<strong><strong>de</strong>r</strong> es han<strong>de</strong>lt sich um die Auswirkung eines remanenten Magnetismus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Oberflächengesteine. Man hofft, daß die nächste, z.Z. noch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Planungsphase befindlichen<br />
Merkurmissionen <strong><strong>de</strong>r</strong> ESA (Bepi-Colombo, geplant 2013) <strong>und</strong> die bereits gestartete NASA-Son<strong>de</strong><br />
Messenger (gestartet 2004) eine Antwort auf diese Frage gibt.<br />
Oberfläche<br />
Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Mariner 10 –Mission konnten bei drei Vorbeiflügen über 10000 Fotografien <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Merkuroberfläche aufgenommen wer<strong>de</strong>n, die etwas mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Planetenoberfläche<br />
ab<strong>de</strong>cken. Schon eine flüchtige Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> offenbart Strukturen, die sehr stark an die<br />
Oberfläche <strong>de</strong>s Erdmon<strong>de</strong>s erinnern. Ausge<strong>de</strong>hnte Kraterlandschaften, durchsetzt von klippenartigen<br />
Strukturen <strong>und</strong> Steilhängen, prägen das Bild. Was jedoch fehlt, sind ausge<strong>de</strong>hnte Mare-Strukturen, wie<br />
man sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>seite <strong>de</strong>s Erdmon<strong>de</strong>s her kennt. Bei <strong>de</strong>n Kratern han<strong>de</strong>lt es sich bis auf relativ<br />
wenige Ausnahmen fast ausschließlich um Einschlagskrater. Um einige <strong><strong>de</strong>r</strong> Größeren fin<strong>de</strong>t man helle<br />
Strahlen – ähnlich wie bei Tycho auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Mondoberfläche – <strong>und</strong> ausge<strong>de</strong>hnte Bereiche mit einer<br />
Vielzahl von Sek<strong>und</strong>ärkratern.<br />
Erosionsspuren sind allenthalben auszumachen. So gibt es Merkurkrater, bei <strong>de</strong>nen kaum noch die<br />
Rän<strong><strong>de</strong>r</strong> zu erkennen sind. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um sehen sehr jung aus <strong>und</strong> zeigen kaum Anzeichen von<br />
Erosion. Im Vergleich zum Mond sind die größeren Merkurkrater (Durchmesser 40 bis 70 km) <strong>de</strong>utlich<br />
flacher, die zahlreichen Sek<strong>und</strong>ärkrater dagegen tiefer. Der Gr<strong>und</strong> dafür dürfte in <strong><strong>de</strong>r</strong> größeren<br />
Gravitationsbeschleunigung liegen. Wie <strong>de</strong>taillierte Untersuchungen zeigen, erfolgt die Auffüllung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bei einem Meteoriteneinschlag entstehen<strong>de</strong>n Kratergrube effektiver als auf <strong>de</strong>m Mond. Das<br />
zurückfallen<strong>de</strong> Material über<strong>de</strong>ckt wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> größeren Masseanziehung einen kleineren Bereich als<br />
auf <strong>de</strong>m Mond. Das erklärt auch, warum Sek<strong>und</strong>ärkrater nur relativ nahe an einem primären<br />
Einschlagkrater liegen <strong>und</strong> warum sie im Mittel tiefer sind als die Sek<strong>und</strong>ärkrater, die man auf <strong>de</strong>m<br />
Mond beobachtet. Die Krater <strong>de</strong>s Merkurs sind übrigens nach Künstlern, Komponisten, Schriftstellern<br />
<strong>und</strong> Dichtern benannt.<br />
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