Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Inneres Sonnensystem<br />
Die Südkappe (Planum Australe) ist weniger auffällig, da sie kleiner ist (ca. 450 Kilometer<br />
Durchmesser, aber r<strong>und</strong> 3000 Meter dick). Ihr Zentrum fällt interessanterweise nicht mit <strong>de</strong>m wahren<br />
Südpol zusammen. Ihr höchster Punkt ist ca. 250 Kilometer vom Rotationspol entfernt. Den<br />
Wassergehalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Südpolkappe schätzt man auf ungefähr 200000 Kubikkilometer.<br />
Warum die bei<strong>de</strong>n Polkappen - was ihren Wassergehalt betrifft - nicht symmetrisch sind, war lange ein<br />
Rätsel. Erst anhand von Computersimulationen konnte man zeigen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht unerhebliche<br />
Höhenunterschied (<strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich um <strong>de</strong>n Südpol liegt im Mittel 6 Kilometer höher als <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordpol)<br />
dafür verantwortlich ist. Er führt zu großräumigen Differenzen in <strong><strong>de</strong>r</strong> atmosphärischen Zirkulation, die<br />
sich im En<strong>de</strong>ffekt in einer Verstärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wasserdampfkonzentration im Nordpolbereich äußern.<br />
Deshalb ist dort auch mehr Wassereis anzutreffen.<br />
Der auffällige jahreszeitliche Wechsel <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> weißen Polarflächen wird durch <strong>de</strong>n Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlag<br />
von Trockeneis verursacht, was sich auch – da Kohlendioxid auskon<strong>de</strong>nsiert – in einer globalen<br />
Absenkung <strong>de</strong>s atmosphärischen Drucks an <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsoberfläche bemerkbar macht. Dieser Effekt<br />
konnte z.B. während <strong><strong>de</strong>r</strong> Pathfin<strong><strong>de</strong>r</strong>-Mission von 1997 bestätigt wer<strong>de</strong>n. Immerhin wer<strong>de</strong>n in einem<br />
Marswinter auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordhalbkugel (er fällt mit <strong>de</strong>m Aphel <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsbahn zusammen <strong>und</strong> ist damit<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s kalt) zwischen 20% <strong>und</strong> 30% <strong>de</strong>s gesamten Kohlendioxidgehalts <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre um <strong>de</strong>n<br />
Nordpol herum abgelagert, so daß ein Gebiet mit einem Durchmesser von weit über 1000 Kilometer<br />
davon be<strong>de</strong>ckt wird.<br />
Die Hochlandgebiete <strong>de</strong>s Mars zeichnen sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s durch eine morphologische Vielfalt von<br />
Einschlagkrater unterschiedlicher Größe <strong>und</strong> Erosionszustan<strong>de</strong>s aus. Diese Krater beweisen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mars – genauso wie die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en inneren Planeten einschließlich <strong>de</strong>s Erdmon<strong>de</strong>s – in fernster<br />
Vergangenheit einem starken Bombar<strong>de</strong>ment durch Meteorite ausgesetzt war. Aus Kraterzählungen<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraterdichten auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Himmelskörpern lassen sich Informationen über das<br />
(zumin<strong>de</strong>st relative) Alter <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Oberflächenformationen abschätzen. Die diesem<br />
Verfahren zugr<strong>und</strong>e liegen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>e ist folgen<strong>de</strong>: Aus kosmogonischen Betrachtungen folgt, daß sich die<br />
Planeten vor über 4.5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren durch Akkretions-prozesse aus Planetesimals in einer flachen<br />
Gas- <strong>und</strong> Staubscheibe um die Ursonne herum gebil<strong>de</strong>t haben. Der Urmars – genauso wie die Urer<strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en inneren Planeten waren in ihrer frühesten Jugend aufgeschmolzene Kugeln, die<br />
abkühlten <strong>und</strong> dadurch eine feste Kruste ausbil<strong>de</strong>ten. Diese Urkruste war eine gewisse Zeit lang einem<br />
starken Meteoritenbombar<strong>de</strong>ment ausgesetzt <strong>und</strong> zwar solange, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> größte Teil dieser Körper aus<br />
<strong>de</strong>m inneren Sonnensystem verschw<strong>und</strong>en war. Man nimmt nun an, daß sich zuerst sowohl große als<br />
auch kleine Krater gebil<strong>de</strong>t haben (Phase 1), dann nur noch hauptsächlich kleinere Krater (Phase 2)<br />
<strong>und</strong> später nur noch sehr wenige (Phase 3). Als Resultat sollte sich im Mittel eine gleichmäßige<br />
Verteilung von Impakten auf einem Planeten herausbil<strong>de</strong>n. Betrachtet man jedoch <strong>de</strong>n Mars, dann fällt<br />
auf, daß die Kraterdichte sowohl in Anzahl als auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als gleichmäßig ist. In<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> nördlichen Hemisphäre <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n vulkanischen Regionen fin<strong>de</strong>t man nur sehr wenige Krater, In<br />
<strong>de</strong>n Highlands kann man dagegen grob zwei Gebiete mit unterschiedlicher Kraterdichte in bezug auf<br />
Impakte größer 300 Kilometer Durchmesser ausmachen. Nach <strong>de</strong>n auf alten Marskarten zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Bezeichnungen wer<strong>de</strong>n diese Gebiete als Noachis (z.B. nordwestlich von Hellas mit einigen alten<br />
Ringstrukturen > 300 Kilometer im Durchmesser) <strong>und</strong> Hesperia bezeichnet. Die kraterarmen<br />
nördlichen Gebiete nennt man Amazonis. Diese Gebiete zeigen offensichtlich planetare<br />
Krustenbereiche unterschiedlichen Alters an. Da man beispielsweise. aus Untersuchungen <strong>de</strong>s