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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Er<strong>de</strong><br />

E- <strong>und</strong> F-Schicht, Äußerer Erdkern<br />

Der Übergang vom unteren Mantel zum äußeren Erdkern ist durch eine abrupte Verringerung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> P-Wellen gekennzeichnet. S-Wellen können diesen Bereich nicht durchdringen,<br />

was darauf hin<strong>de</strong>utet, daß sich die Materie <strong><strong>de</strong>r</strong> E- <strong>und</strong> F-Schicht im flüssigen Aggregatzustand<br />

befin<strong>de</strong>t. Die Dichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Eisen-Nickel-Schmelze liegt im Bereich zwischen 9900 kg/m³ <strong>und</strong> 12200<br />

kg/m³ <strong>und</strong> die Temperatur ungefähr bei 3200 K. Da die mittlere Dichte nicht ganz <strong>de</strong>m einer reinen Fe-<br />

Ni-Schmelze entspricht, vermutet man die Präsenz weiterer Elemente (Anteil ca. 10%), insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

von Schwefel <strong>und</strong> Sauerstoff. Diese Elemente sind zu<strong>de</strong>m relativ häufig <strong>und</strong> lösen sich in einer<br />

Metallschmelze sehr gut auf.<br />

Durch die Konvektionsströmungen innerhalb dieser Schicht <strong>und</strong> durch die sehr gute elektrische<br />

Leitfähigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Eisen-Nickel-Legierung wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Geodynamo angetrieben, <strong><strong>de</strong>r</strong> für das ausge<strong>de</strong>hnte<br />

Erdmagnetfeld verantwortlich ist. Sie ist auch für die feinen Schwankungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erdrotation verantwortlich.<br />

Der äußere Erdkern geht in einer Tiefe von 5154 km in <strong>de</strong>n festen inneren Erdkern über.<br />

G-Schicht, Innerer Erdkern<br />

Der innere Erdkern ist fest <strong>und</strong> mit einem Radius von 1224 km etwas kleiner als <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdmond<br />

(Radius=1738 km). Er wur<strong>de</strong> 1936 ent<strong>de</strong>ckt. Die Dichte liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Größenordnung von 13000 kg/m³<br />

<strong>und</strong> die Temperatur dürfte 4700 K übersteigen. Unter diesen Bedingungen liegt die Materie in einem<br />

dichten, kristallinen Zustand vor. Man vermutet sogar, daß das Eisen einen einzigen gigantischen<br />

Kristall bil<strong>de</strong>n kann, wie STIXRUDE <strong>und</strong> COHEN 1995 in einem aufwendigen Computerexperiment<br />

zeigen konnte. Daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdkern noch einige Überraschungen bereithält, zeigen zwei weitere<br />

Ent<strong>de</strong>ckungen neueren Datums:<br />

• <strong><strong>de</strong>r</strong> untere Bereich <strong>de</strong>s inneren Erdkerns verhält sich in bezug auf die Ausbreitung von<br />

Erdbebenwellen anisotrop, d.h. die Geschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdbebenwellen hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Richtung<br />

ab, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sie <strong>de</strong>n Erdkern durchlaufen.<br />

• Der innere Erdkern rotiert ein klein wenig schneller als die Er<strong>de</strong> („Superrotation“), wobei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Überschuß dazu führt, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdkern innerhalb von 900 Jahren eine zusätzliche Umdrehung<br />

macht. Das ist für geologische Verhältnisse unwahrscheinlich schnell.<br />

Der Gr<strong>und</strong>, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Kernbereich trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen Temperaturen nicht aufgeschmolzen ist, liegt in <strong>de</strong>m<br />

enormen Druck von 3.5 Mbar.<br />

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