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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Er<strong>de</strong><br />

g) Himalaja-Stadium<br />

Es kommt zur Kollision <strong><strong>de</strong>r</strong> sich auf sich zu bewegen<strong>de</strong>n Kontinentalplatten, was zur Auffaltung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dazwischen eingeklemmten <strong>und</strong> zusammengepreßten Meeressedimente führt. Auf diese Weise<br />

entstehen schnell wachsen<strong>de</strong> Faltengebirgsgürtel. Anschließend kann es zusätzlich zu Lavaflüssen <strong>und</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>en zu regionaler vulkanischer Aktivität kommen.<br />

h) Ruhephase<br />

Die bei<strong>de</strong>n Kontinentaltafeln sind wie<strong><strong>de</strong>r</strong> vereint <strong>und</strong> die Gebirge wer<strong>de</strong>n im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit durch<br />

Erosion abgetragen. Es entsteht ein einheitlicher Kontinentalblock, <strong><strong>de</strong>r</strong> irgendwann – siehe Punkt a) –<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> brechen kann <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Zyklus beginnt von neuem.<br />

Der Wilson-Zyklus ist sowohl ein stark vereinfachtes als auch ein stark i<strong>de</strong>alisiertes Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

globalen Auswirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Plattentektonik. Die wahren Verhältnisse auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> sind weitaus<br />

komplexer. Es ist mühevoll, aus <strong>de</strong>m immer noch nicht gut genug erforschten gegenwärtigen<br />

Verhältnissen auf die zeitliche Dynamik zu schließen um daraus z.B. auf die Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontinente <strong>und</strong><br />

Ozeane in ferner Vergangenheit zu schließen. In unserem Sonnensystem ist je<strong>de</strong>nfalls die Er<strong>de</strong> in<br />

dieser Hinsicht einmalig. Es scheint sogar so zu sein, daß die Plattentektonik ein äußerst wichtiger<br />

Faktor für die Entwicklung <strong>de</strong>s Lebens darstellt <strong>und</strong> zwar nicht nur in Hinblick auf die Herausbildung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Biodiversität (viele unterschiedliche <strong>und</strong> geographisch getrennte Lebensräume för<strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />

Artenbildung), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in bezug auf die langfristige Stabilisierung <strong>de</strong>s Klimas. Wie bereits am<br />

Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus erläutert wur<strong>de</strong>, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Karbonatzyklus, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> eng an die Plattentektonik<br />

gekoppelt ist, ein sehr wichtiger Faktor bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufrechterhaltung eines lebensfre<strong>und</strong>lichen Klimas auf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Das es bis heute nicht zu einer Treibhausinstabilität wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus gekommen ist, ist im<br />

Wesentlichen <strong>de</strong>m Umstand zu verdanken, daß kontinuierlich karbonathaltige Sedimente im Bereich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Subduktionszonen in <strong>de</strong>n Erdmantel entsorgt wer<strong>de</strong>n. Dort wird in einigen 100 Kilometern Tiefe<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> einsetzen<strong>de</strong>n Aufschmelzungsprozessen das in diesen Gesteinen geb<strong>und</strong>ene CO 2 wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

freigesetzt, um anschließend bei vulkanischen Aktivitäten - quasi kontrolliert - an die Atmosphäre<br />

zurückgegeben zu wer<strong>de</strong>n. Resultat ist ein genau austariertes Rückkopplungssystem, welches in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wechselwirkung zwischen biotischen <strong>und</strong> chemischen Vorgängen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwitterung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Subduktion<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Vulkanismus <strong>de</strong>n Kohlendioxidgehalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre langfristig in einem engen Bereich<br />

stabil hält. Der dadurch verursachte Treibhauseffekt bewirkte, daß die mittleren Temperaturen über<br />

Jahrmilliar<strong>de</strong>n hinweg in einem für Tier <strong>und</strong> Pflanzen angenehmen Bereich lagen. Über <strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>s<br />

Karbonatzyklus, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>n Weltmeeren zusammenhängt, wird am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Kapitels<br />

berichtet.<br />

Die Energie, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> sich die dynamischen Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Plattentektonik speisen, entstammt <strong>de</strong>m<br />

kontinuierlichen Wärmefluß aus <strong>de</strong>m Erdinneren. Im Erdmantel stellt dabei <strong><strong>de</strong>r</strong> radioaktive Zerfall<br />

238 9 232 10<br />

relativ häufig vorkommen<strong><strong>de</strong>r</strong> langlebiger Isotope wie U ( τ = 4.51⋅ 10 a)<br />

, Th ( τ = 1.41⋅ 10 a)<br />

40 9<br />

<strong>und</strong> ( 1.28 10 a)<br />

Ka τ = ⋅ (in Klammern stehen jeweils die Halbwertszeiten) die wichtigste<br />

Wärmequelle dar. Im Kern dagegen wird Energie z.B. bei <strong><strong>de</strong>r</strong> fortschreiten<strong>de</strong>n Verfestigung <strong>de</strong>s<br />

äußeren flüssigen Erdkerns freigesetzt. Zusammen mit <strong>de</strong>m primordialen Wärmeinhalt <strong>und</strong> weiteren<br />

Beiträgen, die z.B. durch die Gezeitenwechselwirkung zwischen Er<strong>de</strong> <strong>und</strong> Mond bzw. Er<strong>de</strong> <strong>und</strong> Sonne<br />

aufgebracht wird, entsteht im Erdinnern ein weitgehend statischer Temperaturverlauf, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich durch<br />

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