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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Er<strong>de</strong><br />

Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt für eine Theorie, welche <strong>de</strong>n Anspruch hat, die Entstehung <strong>de</strong>s „Leben“ auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Er<strong>de</strong> zu erklären, ist die Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schritte, wie aus <strong>de</strong>n auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Urer<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>nen Stoffen<br />

zwangsläufig (eine Zwangsläufigkeit vorausgesetzt) durch autokatalytische Prozesse ein<br />

Informationsmolekül entsteht, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage ist, sich selbst zu reproduzieren. Dieses<br />

Informationsmolekül (mit hoher Wahrscheinlichkeit eine RNA) ist das Objekt, an <strong>de</strong>m das darwin‘sche<br />

Prinzip von Selektion <strong>und</strong> Auswahl ansetzen kann, auf <strong>de</strong>m wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um <strong><strong>de</strong>r</strong> Motor <strong><strong>de</strong>r</strong> Evolution beruht<br />

(DAWKINS, DE DUVE).<br />

Wie das Leben genau entstan<strong>de</strong>n ist, wird sich nach allen Erfahrungen mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> experimentellen Wissenschaft verschließen. Die Frage jedoch „Könnte es so gewesen sein“, ist<br />

sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> theoretischen <strong>und</strong> in Teilaspekten <strong><strong>de</strong>r</strong> experimentellen Forschung durchaus zugänglich. Am<br />

plausibelsten erscheint heute die Theorie (G.WÄCHTERHÄUSER et.al.), daß das Leben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> im<br />

Bereich untermeerischer heißer Quellen seinen Ursprung nahm. Dort könnten in <strong>de</strong>n mit heißen (c. 90<br />

° C) <strong>und</strong> mit chemischen Stoffen aus <strong>de</strong>m Erdinneren angereicherten Wasser durchströmten<br />

Mineralhügeln („Black Smokers“ bzw. Karbonat-Türme aufbauen<strong>de</strong> „White Smoker“) die chemischen<br />

Reaktionen stattfan<strong>de</strong>n, die letztendlich zu <strong>de</strong>n ersten leben<strong>de</strong>n Organismen geführt haben.<br />

4.5 – 4.6 Mrd. Jahre Entstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> durch Akkretion im protosolaren Urnebel<br />

3.8 Mrd. Jahre Beendigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Epoche <strong>de</strong>s „Großen Bombar<strong>de</strong>ments“<br />

3.8 – 3.7 Mrd. Jahre Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> chemischen Evolution, an <strong><strong>de</strong>r</strong>en En<strong>de</strong> selbstreproduzieren<strong>de</strong><br />

Molekülaggregationen stan<strong>de</strong>n (Entstehung <strong>de</strong>s genetischen Co<strong>de</strong>s)<br />

3.6 – 3.5 Mrd. Jahre Entstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten einzelligen Organismen (Bakterien, Archaea)<br />

700 Mill. Jahre -> Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung mehrzelliger Organismen<br />

Nach <strong>de</strong>n Erfahrungen mit <strong>de</strong>m irdischen Leben scheint also Leben relativ schnell zu entstehen, soweit<br />

die Umweltbedingungen es erlauben. Das impliziert, das Leben im Kosmos ein durchaus häufiges<br />

Phänomen ist <strong>und</strong> nährt auch die Hoffnung, das man Lebensspuren sowohl auf <strong>de</strong>m Mars als auch in<br />

<strong>de</strong>n eisigen Fluten <strong><strong>de</strong>r</strong> Jupitermon<strong>de</strong> Europa, Ganymed <strong>und</strong> Kallisto fin<strong>de</strong>n wird.<br />

Mehr als zwei Milliar<strong>de</strong>n Jahre beherrschten Bakterien (sogenannte Prokaryonten) das Leben auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Er<strong>de</strong> (genaugenommen tun sie das heute noch). Der nächste entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schritt bestand in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten eukariotischen Zelle die u.a. dadurch ausgezeichnet ist, daß sie einen<br />

differenzierten Zellkern (als Behausung <strong>de</strong>s Erbmaterials) <strong>und</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e komplexe Organellen in ihrem<br />

Zytoplasma beherbergt. Er wur<strong>de</strong> irgendwann vor 1.4 Milliar<strong>de</strong>n Jahren irgendwo im Urozean <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Er<strong>de</strong> getan <strong>und</strong> stellte die Weichen für die Entstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> sexuellen Fortpflanzung die (neben <strong>de</strong>n<br />

ständig vorkommen<strong>de</strong>n Mutationen <strong>de</strong>s genetischen Materials) wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um für Variationen <strong>und</strong> damit<br />

für genetisch leicht unterschiedliche Individuen sorgte, an <strong>de</strong>nen die natürliche Auslese als Motor für<br />

<strong>de</strong>n Aufbau an Diversität <strong>und</strong> Komplexität verstärkt ansetzen konnte.<br />

Noch interessanter <strong>und</strong> weitreichen<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Folgen ist die Entstehung mehrzelliger Lebewesen (sog.<br />

Metazoa), also alles das was – salopp gesagt - komplexer als ein Pantoffeltierchen ist. Sie entstan<strong>de</strong>n<br />

erst vor ca. 700 Millionen Jahren auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> in einem beispielslosen Akt <strong><strong>de</strong>r</strong> Formen- <strong>und</strong><br />

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