Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Er<strong>de</strong><br />
diesem Mo<strong>de</strong>ll vorausgesetzten gleichmäßigen Erwärmung <strong>und</strong> Abkühlung. Die sich ständig<br />
än<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n großräumigen Temperatur- <strong>und</strong> Druckverteilungen machen das Wetter quasi mittelfristig<br />
unvorhersehbar. Im Mittel zeichnen sich aber trotz<strong>de</strong>m einige sehr stabile Verhältnisse ab:<br />
a) Äquatorbereich<br />
In Äquatornähe befin<strong>de</strong>t sich das Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> innertropischen Konvergenzen, die Zone <strong><strong>de</strong>r</strong> „äquatorialen<br />
Windstille“ (Kalmen- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mallungszone). Hier han<strong>de</strong>lt es sich um einen erdumspannen<strong>de</strong>n<br />
Tiefdruckgürtel, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich ungefähr zwischen <strong>de</strong>m zehnten nördlichen Breitengrad <strong>und</strong> <strong>de</strong>m zehnten<br />
südlichen Breitengrad erstreckt. Durch die starke Sonneneinstrahlung entsteht eine starke Konvektion<br />
(Hadley-Zelle), welche die Tropopause über <strong>de</strong>m Äquator anhebt. In Bo<strong>de</strong>nnähe ist es gewöhnlich sehr<br />
heiß <strong>und</strong> schwül <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>n Ozeanen herrscht oft Windstille.<br />
Die Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Kalmenzone verschiebt sich mit <strong>de</strong>n Jahreszeiten nach Nor<strong>de</strong>n bzw. nach Sü<strong>de</strong>n.<br />
b) Rossbreiten<br />
Ungefähr bei 30° nördlicher <strong>und</strong> südlicher Breite befin<strong>de</strong>t sich auf bei<strong>de</strong>n Hemisphären <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
subtropische Hochdruckgürtel. Hier ist es i.d.R. windstill o<strong><strong>de</strong>r</strong> es wehen nur leicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>liche<br />
Win<strong>de</strong>. Die bo<strong>de</strong>nnahen Luftströmungen, die von <strong>de</strong>n Rossbreiten in Richtung Äquator wehen,<br />
bezeichnet man als Passate. Sie wehen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordhalbkugel relativ beständig in Richtung Nordost<br />
<strong>und</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Südhalbkugel nach Südost. Ursache dafür ist die Corioliskraft. Da sich die Zone <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Passatwin<strong>de</strong> jahreszeitlich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kalmenzone verschiebt, än<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich mit <strong>de</strong>m Passieren <strong>de</strong>s<br />
Äquators gemäß (1.10) auch die Windrichtung. Ein typisches Beispiel dafür ist <strong><strong>de</strong>r</strong> indische Monsun.<br />
c) Gemäßigte Breiten<br />
In Richtung zu nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Breiten nimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Luftdruck im Mittel wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ab, um ungefähr bei 65°<br />
nördlicher <strong>und</strong> südlicher Breite ein Minimum zu erreichen. Die sich in diese Richtung bewegen<strong>de</strong>n<br />
Luftströmungen wer<strong>de</strong>n durch die Erdrotation nach Osten abgelenkt <strong>und</strong> es entsteht eine<br />
Westwindzirkulation. In diese sind oftmals zyklonale („Tiefdruckgebiete“) <strong>und</strong> antizyklonale<br />
(„Hochdruckgebiete“) Störungen eingelagert, die im Wesentlichen das Wettergeschehen in <strong>de</strong>n<br />
gemäßigten Breiten beherrschen.<br />
d) Polarregion<br />
In diesem Bereich tritt die sogenannte Polarzirkulation auf. Die Erdpole sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel Gebiete<br />
hohen Luftdrucks. Die von dort abströmen<strong>de</strong> Luft führt aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Coriolisablenkung zu <strong>de</strong>n<br />
sogenannten polaren Westwin<strong>de</strong>n.<br />
Die in <strong>de</strong>n Punkten a) bis d) beschriebenen Zirkulationsmuster treten beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in Bo<strong>de</strong>nnähe, also<br />
innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> planetaren Grenzschicht, in Erscheinung. Mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Entfernung von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Erdoberfläche beobachtet man eine allgemeine Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Westwin<strong>de</strong>, bis sie schließlich in einigen<br />
Kilometern Höhe dominieren. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s starke Westströmungen sind die Jetstreams im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
unteren Tropopause. Es existieren jeweils zwei Jetstreams pro Hemisphäre, die als Polarfrontjet <strong>und</strong><br />
Subtropenjet bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Subtropenjet <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordhalbkugel im Sommer konstant<br />
bei ungefähr 40° nördlicher Breite liegt (im Winter bei ca. 30° nördl. Breite), schwankt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Polarfrontjet von Tag zu Tag im Bereich zwischen 50° <strong>und</strong> 75° nördlicher Breite.<br />
Neben <strong>de</strong>n globalen Windsystemen gibt es noch die lokalen Windsysteme, die stark von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Topographie <strong>de</strong>s Untergr<strong>und</strong>es bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
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