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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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104<br />

Inneres Sonnensystem<br />

Abklingen <strong><strong>de</strong>r</strong> vulkanischen Tätigkeit noch nicht abgeschlossen war. Der Ausfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Laven erfolgte<br />

während seiner Aktivitätsperio<strong>de</strong>n oft innerhalb von Lavaröhren, die sich radial von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gipfelcal<strong><strong>de</strong>r</strong>a<br />

ausgehend über die Flanken <strong>de</strong>s Vulkans erstrecken. Sie sind sehr lang (manche lassen sich bis über<br />

eine Länge von 100 km verfolgen) <strong>und</strong> sie verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ten ein schnelles Auskühlen <strong>und</strong> damit Erstarren<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Laven.<br />

Der wichtigste Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Schildvulkanen auf <strong>de</strong>m Mars <strong>und</strong> <strong>de</strong>nen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist<br />

zweifellos ihre Größe <strong>und</strong> ihre geringe Hangneigung. Nur die be<strong>de</strong>utend geringere Masse <strong>de</strong>s Mars<br />

<strong>und</strong> die offensichtlich größere Krustendicke (man schätzt sie unter Olympus Mons auf ca. 250 km)<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, daß <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Vulkanbauten unter ihrem eigenen Gewicht kollabieren. Dadurch, daß es auf<br />

<strong>de</strong>m Mars im Gegensatz zur Er<strong>de</strong> keine beweglichen Platten gibt, hatten die Vulkane auch mehr Zeit<br />

für ihren Aufbau, bis sie ihre heutige Größe erreichten. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> – <strong>und</strong> man kann das sehr schön<br />

am Beispiel <strong>de</strong>s Hawaii-Archipels beobachten – ist so etwas nicht möglich, da durch die<br />

Plattenbewegungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraterschlot nur geologisch kurze Zeit über <strong>de</strong>m „Hot Spot“ mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Magmakammer verbleibt. Die mögliche Aktivitätsdauer wird auf diese Weise durch die Plattendrift<br />

effektiv begrenzt. Außer<strong>de</strong>m waren die Eruptionsraten, d.h. die Menge <strong>de</strong>s bei einem Ausbruch<br />

geför<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Materials auf <strong>de</strong>m Mars be<strong>de</strong>utend größer, was sich wahrscheinlich auch durch die geringe<br />

Oberflächenschwerkraft erklärt.<br />

Neben <strong>de</strong>m mehr effusiven Vulkanismus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tharsis- <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elysium-Region fin<strong>de</strong>t man auf <strong>de</strong>m<br />

Mars an wenigen Stellen auch Hinweise auf einen Vulkanismus mehr explosiver Art. Ein Beispiel ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sehr alte Vulkan Tyrrhena Patera in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hesperia Planum-Region.<br />

Die Magmareservoire <strong><strong>de</strong>r</strong> Schildvulkane <strong>de</strong>s Mars scheinen nach Meinung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vulkanologen tiefer zu<br />

liegen als auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Sie lieferten Laven vom basaltischen Typ mit geringer Viskosität <strong>und</strong> die<br />

<strong>de</strong>shalb über viele Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Kilometer fließfähig waren. Inwiefern es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit Ausbrüche<br />

gegeben hat, die in erster Linie Lockerprodukte wie z.B. Tuffe <strong>und</strong> Schlacken geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben, ist noch<br />

nicht abschließend geklärt. Derartige Eruptionen wer<strong>de</strong>n auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> gewöhnlich als „plinianisch“<br />

bezeichnet, da <strong><strong>de</strong>r</strong>en Prototyp <strong><strong>de</strong>r</strong> von PLINIUS DEM JÜNGEREN (62-113) beschriebene Ausbruch <strong>de</strong>s<br />

Vesuvs im Jahre 79 ist. Auf <strong>de</strong>m Mars könnten aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> geringeren Schwerkraft die dabei<br />

auftreten<strong>de</strong>n Eruptionswolken in größere Höhen aufsteigen als auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> <strong>und</strong> dabei das Material<br />

großflächiger verteilen Außer<strong>de</strong>m diskutieren einige Geologen, ob es in <strong><strong>de</strong>r</strong> aktiven Phase <strong>de</strong>s<br />

Marsvulkanismus verstärkt zu sogenannte pyroklastische Strömen gekommen ist, die man auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong><br />

als „Glutwolken“ bezeichnet <strong>und</strong> die eine verheeren<strong>de</strong> Wirkung entfalten können (z.B. 1902 Mont<br />

Pele´e auf Martinique, 1968 Mayon, Philippinen). Derartige „Glutwolken“ führen zur Entstehung von<br />

Ignimbriten, die dann in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe von Vulkanen größere Flächen be<strong>de</strong>cken sollten. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> lassen sie<br />

sich mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Fernerk<strong>und</strong>ung von morphologisch ähnlichen Formationen schlecht<br />

abgrenzen, so daß ihre Existenz auf <strong>de</strong>m Mars als nicht gesichert gilt.<br />

Viele ebene Bereiche in <strong>de</strong>n Vulkanregionen sind das Ergebnis von ausge<strong>de</strong>hnten Lavaflüssen aus<br />

benachbarten Vulkanen o<strong><strong>de</strong>r</strong> stammen aus Spalteneruptionen. Dabei wur<strong>de</strong>n z.T. riesige Depressionen<br />

in mehreren Episo<strong>de</strong>n mit flüssigem Gestein aufgefüllt. Beispiele dafür sind Hesperia Planum <strong>und</strong><br />

Lunae Planum. Auch manche Schichtstrukturen an <strong>de</strong>n steilen Flanken <strong>de</strong>s Valles Marineris ähneln<br />

morphologisch <strong>de</strong>nen, die man von irdischen Flutbasalten her kennt. Die Mächtigkeit dieser<br />

Gesteinsschichten übersteigt dabei an manchen Stellen die 5000-Meter-Marke.

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