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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Venus<br />

Atmosphäre<br />

Daß Venus eine mächtige Atmosphäre besitzt <strong>und</strong> man im Fernrohr nur die Wolkenhülle beobachten<br />

kann, ent<strong>de</strong>ckte 1761 während <strong>de</strong>s damals sehr beachteten Venusdurchgangs <strong><strong>de</strong>r</strong> russische Gelehrte<br />

MICHAIL WASSILJEWITSCH LOMONOSSOW (1711-1765). Aber erst mit <strong>de</strong>m Einsatz von Raumson<strong>de</strong>n<br />

ca. 200 Jahre später konnten ihre wichtigsten Parameter bestimmt wer<strong>de</strong>n, so daß wir über ihre<br />

Zusammensetzung <strong>und</strong> ihren Aufbau recht gut Bescheid wissen. Ihre Dynamik, die sich insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

in einer im Planetensystem einmaligen „Superrotation“, äußert) ist jedoch weiterhin rätselhaft <strong>und</strong><br />

Gegenstand intensiver Forschung. Die Planetenson<strong>de</strong> „Venus Expreß“ ist extra dafür konzipiert<br />

wor<strong>de</strong>n, die physikalischen <strong>und</strong> meteorologischen Bedingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusatmosphäre aufzuklären.<br />

Venus hat die mächtigste Gashülle aller erdartigen Planeten. Ihre Masse beträgt etwa das 90-fache <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Masse <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre (absolut sind das<br />

von 28 km anzutreffen ist.<br />

20<br />

4.8⋅ 10 kg ), wobei r<strong>und</strong> 90% in einer Schicht unterhalb<br />

Die Venusatmosphäre besteht zu 96.5% aus Kohlendioxid <strong>und</strong> zu knapp 3.5% aus Stickstoff. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Er<strong>de</strong>, die etwa die gleiche Größe hat, überwiegt dagegen Stickstoff (ca. 78%) <strong>und</strong> Kohlendioxid ist mit<br />

einem Anteil von 0.033% nur ein (wenn auch wichtiges) Spurengas. Das es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre nur<br />

so geringfügig vorkommt <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> äußerst reaktive Sauerstoff fast 21% <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphärengase<br />

ausmacht, ist eine Konsequenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Biosphäre <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>s Lebens.<br />

Die Zusammensetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusatmosphäre hängt stark von <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe über <strong>de</strong>m Planeten ab.<br />

Während in großen Höhen CO2, CO <strong>und</strong> N2 vorkommen, fin<strong>de</strong>t man an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche fast nur noch<br />

CO2 <strong>und</strong> etwas N2.<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdoberfläche beträgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Luftdruck 1 bar. Die sowjetischen Venuslan<strong><strong>de</strong>r</strong> haben auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Venusoberfläche einen neunzigmal größeren Druck gemessen – 92 bar. Das entspricht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m Wasserdruck in einer Meerestiefe von ca. 910 Meter! Dazu kommt noch eine<br />

Oberflächentemperatur von ungefähr 460 °C, die überaus gleichmäßig auf <strong>de</strong>m gesamten Planeten –<br />

unabhängig ob Tag- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nachtseite – zu fin<strong>de</strong>n ist. Der Unterschied zwischen Tag- <strong>und</strong><br />

Nachttemperaturen dürfte gera<strong>de</strong> mal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Größenordnung von einem Grad liegen.<br />

Die Ursache für diese unges<strong>und</strong>e Temperatur liegt im Treibhauseffekt, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

extrem ausgeprägt ist.<br />

Wenn man be<strong>de</strong>nkt, daß die Gesamtmasse <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusatmosphäre ungefähr einem Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Masse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

irdischen Ozeane entspricht, kann man durchaus von einem „Luftozean“ sprechen.<br />

Der große Gasdruck bewirkt, daß es auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusoberfläche (im Gegensatz zu ihrer oberen<br />

Atmosphäre) so gut wie keine größeren permanenten Windströmungen gibt. Der Lan<strong><strong>de</strong>r</strong> von Venera<br />

13 hat lediglich eine leichte Strömung zwischen 0.5 <strong>und</strong> 0.6 m/s gemessen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s ist es, wenn ein<br />

größerer Meteorit die Atmosphäre durchschlägt. Dabei entstehen Druckwellen, die bis zu einige<br />

Gigapascal (GPa) stark wer<strong>de</strong>n können <strong>und</strong> – an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche reflektiert – dann äußerst kräftige <strong>und</strong><br />

weiträumige Stürme ausbil<strong>de</strong>n. Auf diese Weise entstehen die gera<strong>de</strong> um Einschlagkrater so<br />

auffälligen geröllarmen bzw. geröllfreien Flächen sowie die selten anzutreffen<strong>de</strong>n Dünenstrukturen.<br />

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