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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Er<strong>de</strong><br />

Atmosphäre<br />

Der gegenwärtige chemische Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre ist das Resultat einer über Jahrmillionen<br />

anhalten<strong>de</strong>n Entwicklung, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das Leben eine wichtige Rolle gespielt hat <strong>und</strong> auch<br />

noch spielt. Im Vergleich zur Venus <strong>und</strong> zum Mars fallen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> hohe Stickstoffanteil (ca.<br />

75%) <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> außergewöhnlich hohe Sauerstoffanteil (ca. 23%) auf, wogegen das Kohlendioxid – <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hauptbestandteil sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus- als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre – nur in äußerst geringer Menge (ca.<br />

0.05%) vorkommt. Diese sehr spezielle Zusammensetzung war nicht von Anfang an vorhan<strong>de</strong>n,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n hat sich im Laufe von Jahrmillionen ausgebil<strong>de</strong>t. Die folgen<strong>de</strong> Tabelle dokumentiert die<br />

Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre in <strong>de</strong>n letzten 3.5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren (nach Mo<strong>de</strong>llrechnungen, HART<br />

1978):<br />

Zeit<br />

vor [<br />

9<br />

10 ]<br />

Jahren<br />

Oberflächen-<br />

Temp.<br />

[°K]<br />

Oberflächen-<br />

Druck<br />

[atm]<br />

Stickstoff<br />

in<br />

kg<br />

18<br />

10<br />

Sauerstoff<br />

in<br />

kg<br />

18<br />

10<br />

Kohlendioxid<br />

in<br />

kg<br />

69<br />

17<br />

10<br />

Methan<br />

in<br />

kg<br />

18<br />

10<br />

Ammoniak<br />

in<br />

kg<br />

14<br />

10<br />

Wasser<br />

4.00 314 1.37 0.56 0.00 13.4 5.13 1.79 7.68<br />

3.50 315 1.32 0.31 0.00 5.27 5.93 2.29 8.27<br />

3.00 304 1.10 0.87 0.00 2.48 4.56 1.90 3.77<br />

2.50 297 0.73 1.57 0.00 1.37 2.22 1.46 2.30<br />

2.00 281 0.75 3.76 0.06 0.65 0.00 0.00 0.77<br />

1.50 279 0.77 3.84 0.08 0.21 0.00 0.00 0.69<br />

1.00 280 0.78 3.89 0.09 0.05 0.00 0.00 0.72<br />

0.50 283 0.79 3.91 0.10 0.02 0.00 0.00 0.90<br />

0.20 287 0.94 3.92 0.86 0.02 0.00 0.00 1.16<br />

0.00 288 1.00 3.92 1.21 0.02 0.00 0.00 1.27<br />

Man kann sehr schön erkennen, wie sich seit etwa zwei Milliar<strong>de</strong>n Jahren die ehemals reduzieren<strong>de</strong><br />

Atmosphäre in eine oxidieren<strong>de</strong> umgewan<strong>de</strong>lt hat. Die Ursache dafür ist hauptsächlich biotischer<br />

Natur. Die damals auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> leben<strong>de</strong>n einzelligen Lebewesen (Cyanobakterien) mit anaerobem<br />

Stoffwechsel fan<strong>de</strong>n eine neue Metho<strong>de</strong>, wie man aus <strong>de</strong>m reichlich vorhan<strong>de</strong>nen Sonnenlicht Energie<br />

für die Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensprozesse gewinnen kann. Diese Metho<strong>de</strong> nennt man<br />

Photosynthese. Dadurch, daß bei diesem Prozeß Sauerstoff freigesetzt wird, begann ein immer<br />

schneller wer<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Umbau <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Gashülle. Das Kohlendioxid wur<strong>de</strong> verbraucht, Methan <strong>und</strong><br />

Ammoniak verschwan<strong>de</strong>n weitgehend <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauerstoffanteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft nahm immer schneller zu. Ab<br />

einem Sauerstoffanteil von etwa 3%, <strong><strong>de</strong>r</strong> vor r<strong>und</strong> 1.9 Milliar<strong>de</strong>n Jahren erreicht wur<strong>de</strong>, entstan<strong>de</strong>n die<br />

ersten Lebewesen mit Zellkern, die Eukaryonten, die aktiv <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen freien Sauerstoff für ihren<br />

Stoffwechsel nutzten. Das war eine enorme Anpassungsleistung, <strong>de</strong>nn Sauerstoff ist ein starkes Zellgift<br />

<strong>und</strong> war für die meisten <strong><strong>de</strong>r</strong> zu diesem Zeitpunkt existieren<strong>de</strong>n anaeroben Lebewesen tödlich.<br />

in<br />

kg<br />

16<br />

10

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