Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Inneres Sonnensystem<br />
in <strong>de</strong>n äquatorialen Bereichen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche (< 100 m) bis auf über 20° C. Diese nur weniger<br />
Meter mächtige Schicht kann dabei in etwa genauso viel Wärme speichern wie die gesamte<br />
Troposphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> zusammen. Da die Abkühlung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht nur mäßig ist, wirken die Ozeane als<br />
sehr effektive Klimapuffer. Außer<strong>de</strong>m wird dieses erwärmte Wasser durch die Meeresströmungen über<br />
riesige Entfernungen bis in gemäßigte <strong>und</strong> subpolare Breiten transportiert. Der Golfstrom ist z.B. im<br />
großen Maße für das gemäßigte Klima im westlichen Europa verantwortlich. Allgemein gilt, daß die<br />
Temperaturdifferenz zwischen Sommer <strong>und</strong> Winter in <strong>de</strong>n Küstenregionen geringer ist als in<br />
innerkontinentalen Gebieten. Während im mittleren Westen <strong><strong>de</strong>r</strong> USA o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Zentralasien<br />
Kontinentalklima mit eisigen Wintern <strong>und</strong> sehr heißen Sommern herrscht, sind mil<strong>de</strong> Winter <strong>und</strong><br />
kühlere Sommer in <strong>de</strong>n Küstengebieten die Regel.<br />
Doch darin erschöpft sich die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ozeane für das globale Erdklima nicht. Das Klima <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Er<strong>de</strong> wird durch einen mo<strong><strong>de</strong>r</strong>aten, hauptsächlich durch CO 2 verursachten Treibhauseffekt stabilisiert.<br />
Das Meerwasser ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, Kohlendioxid in hohem Maße zu bin<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> zwar in Form von<br />
gelöstem Kohlendioxid-Gas (Kohlensäure), als Hydrogenkarbonat ( 3<br />
HCO ) <strong>und</strong> als Karbonat ( 3<br />
CO ).<br />
Bei gleicher Kohlendioxidkonzentration im Oberflächenwasser <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> darüber liegen<strong>de</strong>n<br />
Luftschicht wird genauso viel 2<br />
CO im Meerwasser gelöst wie das Meerwasser an die Atmosphäre<br />
abgibt. Es besteht ein Gleichgewicht. Im Meer wird aber ein guter Teil <strong>de</strong>s Kohlendioxids in Karbonate<br />
umgewan<strong>de</strong>lt, so daß es be<strong>de</strong>utend mehr 2<br />
CO zu speichern in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage ist, als die Atmosphäre. Das<br />
führt dazu, daß das Oberflächenwasser karbonatgesättigt ist, was von vielen Kleinlebewesen (z.B.<br />
Kieselalgen) ausgenutzt wird, um Kalkskelette aufzubauen. Da sie nicht alle von tierischen Lebewesen<br />
gefressen wer<strong>de</strong>n, fallen nach ihrem Tod die Kalkschalen aus <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n in geringeren Tiefen<br />
karbonathaltige Sedimente bzw. wer<strong>de</strong>n in größeren Tiefen (unterhalb 4000 m) im kalten Tiefenwasser<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgelöst. Die Schicht zwischen übersättigtem Oberflächenwasser <strong>und</strong> untersättigtem<br />
Tiefenwasser wird übrigens Lysokline genannt. Liegt <strong><strong>de</strong>r</strong> Meeresbo<strong>de</strong>n über <strong><strong>de</strong>r</strong> Lysokline, lagern sich<br />
die Kalkskelette am Meeresbo<strong>de</strong>n ab, bei tiefer liegen<strong>de</strong>n Bö<strong>de</strong>n können sich nur noch kieselhaltige<br />
Skelette ablagern, da die Kalkkomponenten aufgelöst wer<strong>de</strong>n. Auf je<strong>de</strong>n Fall wird jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kohlenstoff <strong>de</strong>m atmosphärischen Kreislauf entzogen. Alles im allen stellen die irdischen Ozeane<br />
riesige Kohlenstoffsenken dar, die mit bewirken, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlendioxidanteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre<br />
langfristig konstant bleibt. Ob das auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft so sein wird, ist schwer abzuschätzen. Durch die<br />
Verbrennung fossiler Kohlenstoffe (die in Form von Kohle <strong>und</strong> Öl bis dato auch weitgehend <strong>de</strong>m<br />
globalen Kohlenstoffkreislauf entzogen waren), steigt <strong><strong>de</strong>r</strong> 2<br />
CO -Anteil in <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre<br />
kontinuierlich an, was – wenn die vorhan<strong>de</strong>nen Puffermechanismen versagen – zu einer globalen<br />
Klimaverschiebung führen kann.