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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Inneres Sonnensystem<br />

die Erwärmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsoberfläche effektiv verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Übrigens, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> hat man in einem<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zusammenhang für diese Erscheinung einmal <strong>de</strong>n Begriff „Nuklearer Winter“ geprägt...<br />

Diese Abkühlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche ist wahrscheinlich auch ein Gr<strong>und</strong> dafür, daß nach einiger Zeit die<br />

Stürme abklingen <strong>und</strong> letztendlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verschwin<strong>de</strong>n.<br />

Globale Staubstürme entstehen interessanterweise nicht je<strong>de</strong>s Jahr auf <strong>de</strong>m Mars, was eine genaue<br />

Klärung ihrer Entstehungsmechanismen erschwert. Nach Meinung einiger Planetenforscher scheinen<br />

hier einige subtile Rückkopplungsmechanismen zwischen Staubgehalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre, <strong>de</strong>n<br />

großräumigen Strömungsverhältnissen <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> saisonal sich än<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Einstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne zu<br />

wirken. Auch die Größe <strong>und</strong> Aus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Polkappen scheint eine Rolle zu spielen.<br />

Eine weitere jahreszeitliche Erscheinung ist die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Atmosphärendrucks im Laufe eines<br />

Marsjahres. Die Ursache dafür ist <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannte CO2 -Zyklus, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich in einer hemisphärenabhängigen<br />

jahreszeitlichen Deposition <strong>und</strong> Sublimation von Trockeneis an <strong>de</strong>n Polen äußert. Das<br />

be<strong>de</strong>utet, es wird an <strong>de</strong>n Polen im Winter so kalt (unter 150 K), daß bis zu 20% <strong>de</strong>s atmosphärischen<br />

Kohlendioxids in Form von Trockeneis ausfrieren <strong>und</strong> sich auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsoberfläche ablagern. Steigen<br />

die Temperaturen im Frühjahr wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, dann sublimiert das Trockeneis <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphärendruck<br />

nimmt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu: Der aufmerksame Astronom auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> kann in seinem Fernrohr das<br />

„Abschmelzen“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Polkappen beobachten. Dabei verhalten sich die bei<strong>de</strong>n Polkappen etwas<br />

unterschiedlich. Da die Herbst- <strong>und</strong> Wintermonate auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordhalbkugel kürzer sind, bleibt die von<br />

Trockeneis be<strong>de</strong>ckte Nordpolkappe stets etwas kleiner als die Südpolkappe. Letztere erreicht in etwa<br />

45° südliche Breite ihre maximale Aus<strong>de</strong>hnung während die Nordpolkappe kaum über 50° nördliche<br />

Breite hinausreicht.<br />

Die durch <strong>de</strong>n CO2 -Zyklus bedingten Druckän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen liegen nach <strong>de</strong>n Messungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Viking-<br />

Lan<strong><strong>de</strong>r</strong> zwischen zwei <strong>und</strong> drei Millibar.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre treten drei Arten von Wolken auf. Neben <strong>de</strong>n bereits erwähnten Staubwolken<br />

sind das Wolken aus Wasserdampf – <strong>und</strong>, wenn es beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s kalt ist, Wolken aus gefrorenen<br />

Kohlendioxid.<br />

Wassereiswolken beobachtet man beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s häufig in <strong><strong>de</strong>r</strong> nördlichen Hemisphäre während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sommermonate, also dann, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Wasserdampfgehalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre aufgr<strong>und</strong> von<br />

Sublimationsvorgängen im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Polarkappen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ansteigt. Obwohl sie natürlich viel<br />

„dünner“ sind als vergleichsweise in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre, sind sie auf Satellitenaufnahmen <strong>und</strong> auf<br />

Aufnahmen mit <strong>de</strong>m Hubble-Teleskop gut zu sehen. In <strong>de</strong>m Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Polkappen beobachtet man<br />

häufig Bo<strong>de</strong>nnebel <strong>und</strong> smogartige Wettererscheinungen, die sich in <strong>de</strong>n jeweiligen Herbstmonaten<br />

häufen.<br />

Wolkenbildungen (mit Ausnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> globalen Staubstürme) treten auf <strong>de</strong>m Mars immer lokal auf, d.h.<br />

es gibt keine großräumige Wolkenbe<strong>de</strong>ckung. So kommt es nicht selten vor, daß z.B. in <strong>de</strong>n frühen<br />

Morgenst<strong>und</strong>en die Gipfelcal<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Marsvulkane in Wolken eingehüllt sind.<br />

Seit<strong>de</strong>m En<strong>de</strong> 2004 die Son<strong>de</strong> Mars-Expreß in <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre im Vergleich zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Spurengasen größere Mengen von Methan ( CH 4 ) <strong>und</strong> von Formal<strong>de</strong>hyd (Methanol, CH 2O<br />

)

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