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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Oberfläche<br />

20<br />

Inneres Sonnensystem<br />

Die ersten Informationen über die Struktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusoberfläche erhielt man in <strong>de</strong>n fünfziger <strong>und</strong><br />

sechziger Jahren mit Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Radar-Echo-Metho<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> aus. Zum Einsatz kam dafür das<br />

305-m Radioteleskop in Arecibo <strong>und</strong> die Parabolantennen von Goldstone in Kalifornien. Untersucht<br />

wur<strong>de</strong>n die großräumigen Reflexionseigenschaften <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberflächengesteine im Zentimeterwellenbereich.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> versucht, mit Hilfe von interferometrischen Messungen Informationen über<br />

die Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> Strukturen zu erhalten. Elektromagnetische Wellen zwischen 3 <strong>und</strong> 30 Zentimeter haben<br />

die Eigenschaft, daß sie die dichte Venusatmosphäre ungehin<strong><strong>de</strong>r</strong>t durchdringen können. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />

Richtung Er<strong>de</strong> reflektierten <strong>und</strong> von <strong>de</strong>n Radioteleskopen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgefangenen Strahlung läßt sich<br />

nach einer aufwendigen Bearbeitung ein Bild von <strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n dichten Wolken verborgenen<br />

Oberflächen<strong>de</strong>tails erhalten.<br />

Es zeigte sich, daß es einige Gebiete auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus gibt, welche die Radarstrahlung beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gut<br />

reflektieren. Sie erscheinen auf <strong>de</strong>n Radarkarten hell <strong>und</strong> konnten mit Hochebenen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gebirgen<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Man hatte damals schon die auffälligsten Gebiete mit <strong>de</strong>n ersten Buchstaben <strong>de</strong>s<br />

griechischen Alphabets bezeichnet: Alpha-Regio <strong>und</strong> Beta-Regio. Dazu kommt noch ein ausge<strong>de</strong>hntes<br />

Gebirgsmassiv, das <strong>de</strong>n Namen „Maxwell-Montes“ erhalten hat <strong>und</strong> sich um über 10 Kilometer über<br />

das mittlere Niveau erhebt. Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> vollständigen Kartierung <strong>de</strong>s Planeten durch Magellan (USA) hat<br />

sich eine einheitliche Nomenklatur für die einzelnen „geologischen“ Landschaftsformen durchgesetzt.<br />

Erwähnenswert ist, daß (fast, <strong>de</strong>nn JAMES CLERK MAXWELL war – ein Mann) alle Bezeichnungen mit<br />

weiblichen Götternamen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Namen berühmter o<strong><strong>de</strong>r</strong> bekannter Frauen aller ethnischer Gruppen <strong>und</strong><br />

Völker verb<strong>und</strong>en sind. Eine Konvention, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus wahrlich gut zu Gesicht steht.<br />

Das erste vollständige Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusoberfläche wur<strong>de</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vor-Ort-Erk<strong>und</strong>ung mit<br />

Radarmetho<strong>de</strong>n erarbeitet. Begonnen hatten die Arbeiten mit <strong>de</strong>n sowjetischen Son<strong>de</strong>n Venera 15 <strong>und</strong><br />

Venera 16, die in <strong>de</strong>n Jahren 1983 <strong>und</strong> 1984 die Venus erreichten. Eine anfängliche Überraschung war<br />

die Ent<strong>de</strong>ckung von vulkanischen aber auch einer Vielzahl von ein<strong>de</strong>utig meteoritischen Kratern.<br />

Letztere hatte man wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> dichten Atmosphäre eigentlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgef<strong>und</strong>enen Häufigkeit nicht<br />

erwartet. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auch <strong>de</strong>shalb, weil auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> Meteorkrater sehr selten sind, da sie in geologisch<br />

kurzer Zeit durch Erosionsprozesse wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verschwin<strong>de</strong>n. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> glühendheißen Venus scheint das<br />

nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall zu sein.<br />

Der nächste Höhepunkt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fernerk<strong>und</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus war die nach einem berühmten<br />

portugiesischen Seefahrer benannte Planetenson<strong>de</strong> Magellan, die am 10. August 1990 die Venus<br />

erreichte <strong>und</strong> an diesem Tag ihre vierjährige Mission begann. Sie war mit einem sogenannten<br />

Seitensichtradar (SAR- Synthetic Aperture Radar) ausgestattet, welches bei einer Frequenz von 2.385<br />

GHz arbeitete. Mit Hilfe dieses Instrumentes konnte innerhalb von zwei Meßkampagnen 98% <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Planetenoberfläche mit einer Auflösung von ungefähr 100 Meter pro Bildpunkt kartiert wer<strong>de</strong>n. Das<br />

Ergebnis sind Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche, die kaum mehr von normalen Fotos zu unterschei<strong>de</strong>n sind.<br />

Außer<strong>de</strong>m ließen sich über Laufzeitmessungen Höhenprofile erstellen, aus <strong>de</strong>nen später mit Hilfe von<br />

Computern realistische 3D-Darstellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Venuslandschaft berechnet wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Der größte Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Venusoberfläche besteht aus ausge<strong>de</strong>hnten Ebenen (70%), aus <strong>de</strong>nen mehrere<br />

große Plateaus (10%) herausragen sowie aus bis zu 2 Kilometer tiefen Einsenkungen (20%). Die<br />

bei<strong>de</strong>n größten Plateaus sind Ishtar Terra (nördliche Halbkugel) <strong>und</strong> Aphrodite Terra (Äquatorregion).

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