Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Inneres Sonnensystem<br />
Es wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m berühmten Schauspieler <strong>und</strong> Regisseur ORSON WELLES (1915-1985, „Citizen<br />
Kane“) so realistisch arrangiert, das in <strong>de</strong>n Oststaaten <strong><strong>de</strong>r</strong> USA eine wahre Massenpanik unter <strong>de</strong>n<br />
Zuhörern ausbrach. Heute, zu Beginn <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts wissen wir, daß es keine Marsmenschen<br />
gibt - auch wenn es sich immer noch nicht überall herumgesprochen hat, wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> weiß, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Popularisierung von Wissenschaft zu tun hat. Den Menschen, die zu Beginn <strong>de</strong>s zwanzigsten<br />
Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts gelebt haben, kann man ihre Überzeugung nicht übel nehmen, <strong>de</strong>nn immerhin wur<strong>de</strong>n zu<br />
jener Zeit von so bekannten Astronomen wie GIOVANNI SCHIAPARELLI (1835-1910) in Italien <strong>und</strong><br />
später PERCIVAL LOWELL (1855-1916) in Amerika riesige Bewässerungssysteme (wie zumin<strong>de</strong>st<br />
Letzterer glaubte) – die bekannten Marskanäle – ent<strong>de</strong>ckt. Daß es sich dabei lediglich um optische<br />
Täuschungen han<strong>de</strong>lte, vermuteten manche Fachleute bereits damals. Die Gewißheit über diese<br />
Vermutung wur<strong>de</strong> aber letztendlich erst in <strong>de</strong>n sechziger Jahren erbracht, als die ersten künstlichen<br />
Raumflugkörper <strong>de</strong>n roten Planeten erreichten <strong>und</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Er<strong>de</strong> funkten.<br />
Aber gera<strong>de</strong> diese „Marsmenschen“, die nach allgemeiner Überzeugung die Prädikate „Klein“ <strong>und</strong><br />
„Grün“ besitzen, haben zumin<strong>de</strong>st lange Zeit das allgemeine Interesses an diesen Planeten<br />
wachgehalten. Man <strong>de</strong>nke nur an das „Marsgesicht“, welches 1976 von Viking 1 fotografiert wur<strong>de</strong>.<br />
Die Bücher, die darüber von sogenannten „<strong>Astrophysik</strong>ern“ geschrieben wur<strong>de</strong>n, erreichten ähnliche<br />
Auflagen wie die pseudowissenschaftlichen Werke von ERICH VON DÄNIKEN o<strong><strong>de</strong>r</strong> IMMANUEL<br />
VELIKOWSKY („die Zerstörung Trojas wur<strong>de</strong> vom umherirren<strong>de</strong>n Mars verursacht“). Selbst als sich<br />
1998 das „Marsgesicht“ als gewöhnlicher Tafelberg entpuppte (<strong>und</strong> nicht als Artefakt einer längst<br />
untergegangenen Zivilisation von wahrscheinlich kleinen grünen Marsmännlein), waren die<br />
Marsgläubigen nicht zu überzeugen. Das Ungewöhnliche <strong>und</strong> Geheimnisvolle zieht eben doch mehr in<br />
<strong>de</strong>n Bann als nüchterne Wissenschaft, obwohl letztere genaugenommen viel, viel spannen<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>und</strong><br />
interessanter sein kann als mancher zu glauben bereit ist.<br />
Viking-Aufnahme <strong>und</strong> Mars Global Surveyor-Aufnahme <strong>de</strong>s „Marsgesichts“