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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Inneres Sonnensystem<br />

<strong>de</strong>shalb als folgerichtig erscheint, weil wir zufällig an <strong>de</strong>ssen En<strong>de</strong> stehen <strong>und</strong> ihn <strong>de</strong>shalb<br />

rückverfolgen können. Wäre z.B. vor 65 Millionen Jahren nicht ein Planetoid <strong>de</strong>n Sauriern auf <strong>de</strong>n<br />

Kopf gefallen, gäbe es sie vielleicht noch heute. Uns Menschen aber mit Gewißheit nicht. (Die<br />

Entstehung zweibeiniger Primaten mit <strong>de</strong>m Effekt, daß die Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gliedmaßen nicht mehr<br />

ausschließlich zur Fortbewegung benötigt wer<strong>de</strong>n, beinhaltet in sich schon einen gewissen Grad an<br />

Potentialität, <strong><strong>de</strong>r</strong> einen „Fortschritt“ in Richtung höherer Intelligenz mit einem damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Überlebensvorteil wahrscheinlicher macht. Der „Zufall“ in <strong><strong>de</strong>r</strong> Evolution ist also nicht vollkommen.)<br />

Da die Entwicklung zu einer selbstbewußten Lebensform offensichtlich nicht zwangsläufig ist, aber<br />

auch nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n kann, muß man daraus schlußfolgern, daß Selbstbewußtsein <strong>und</strong><br />

Intelligenz äußerst seltene Phänomene im Kosmos sind. Interessanterweise sind bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschätzung,<br />

wie viele Zivilisationen es noch in unserem Milchstraßensystem gibt, die Astronomen am<br />

optimistischsten. Sie sind so optimistisch, daß sie sehr viel Zeit, Mühe <strong>und</strong> Forschungsgel<strong><strong>de</strong>r</strong> aufbieten,<br />

um im Projekt SETI systematisch nach Radiosignalen von „Außerirdischen“– mittlerweile auch unter<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechenressourcen <strong>de</strong>s Internet – zu suchen. Übertroffen in ihrem Optimismus wer<strong>de</strong>n<br />

sie übrigens nur noch von <strong>de</strong>n UFO-Gläubigen, die überall (interessanterweise in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

zunehmend weniger) Aliens in umgebauten Untertassen über die Er<strong>de</strong> sausen sehen. Biologen<br />

dagegen, die sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Funktionsweise <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Wirken <strong><strong>de</strong>r</strong> Evolution <strong>de</strong>s Lebens wissenschaftlich<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen, können diesen Optimismus bei weitem nicht teilen (z.B. S.J.GOULD, E.MAYR).<br />

Selbst dann, wenn genügend Zeit für die Entstehung einer intelligenten Lebensform (es muß ja nicht<br />

unbedingt wie Herr Meier aussehen) zur Verfügung steht, be<strong>de</strong>utet das noch lange nicht, daß diese<br />

Lebensform auch eine kulturelle Entwicklung aufnimmt. Eine kulturelle Entwicklung, die eine<br />

technologische mit einschließt, ist aber eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung dafür, um im Kosmos überhaupt<br />

wahrgenommen zu wer<strong>de</strong>n. Aus all <strong>de</strong>m folgt die nüchterne Erkenntnis, daß die Er<strong>de</strong> mit ihrer<br />

menschlichen Zivilisation doch eher allein in unserem Milchstraßensystem mit seinen 200 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Sternen ist. Von Planeten mit Leben – insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in seiner primitivsten „bakteriellen“ Form – sollte<br />

es dagegen im Vergleich dazu nur so wimmeln… Und nur das ist gemeint mit <strong>de</strong>m Satz, daß die Er<strong>de</strong><br />

ein außergewöhnlicher <strong>und</strong> einzigartiger Platz im Kosmos ist.<br />

Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff „Häufigkeit“ bedarf einer kleinen Erläuterung. Man schätzt, daß es im<br />

überschaubaren Universum etwa 500 Milliar<strong>de</strong>n bis zu 1 Billion Galaxien gibt, wobei <strong>de</strong>n größten<br />

Anteil die sogenannte Zwerggalaxien ausmachen (die für die Entstehung von Leben so gut wie keine<br />

Voraussetzungen bieten). Der Anteil an Spiralgalaxien liegt bei ca. 30%, wobei eine Spiralgalaxie<br />

11 12<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um aus etwa 10 bis 10 Sternen besteht. Nur in <strong>de</strong>n Außenbereichen <strong><strong>de</strong>r</strong>artiger Spiralsysteme<br />

gibt es Zonen, in <strong>de</strong>nen es Sonnen mit für Leben geeigneten Planeten geben kann. Wenn man nun von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Häufigkeit bewohnter Welten spricht, meint man meist „in unserer Milchstraße“. Und dort sind wir<br />

wahrscheinlich ziemlich einsam <strong>und</strong> allein...<br />

Aber es gibt im überschaubaren Kosmos viele 100 Milliar<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong>artige „Milchstraßen“! Bezieht man<br />

sich darauf, dann muß es im Universum überall intelligentes Leben geben. Nur die Natur hat es<br />

eigentümlicherweise so eingerichtet, daß es wahrscheinlich räumlich <strong>und</strong> zeitlich nie miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />

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